Full text: [Teil 1 = (Vorstufe)] (Teil 1 = (Vorstufe))

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und Feuerfunken stieben aus den Helmen. Manch ruhmreicher Held sinkt in den 
Sand. Wodan freut sich des Kampfes und ehrt die tapfersten Streiter mit huld¬ 
vollen Worten. Ist der Kampf beendet, so bläst Wodan in sein Horn. Im Nu 
heilen alle Wunden, und friedlich ziehen die Helden in Walhalla ein. Die Walküren 
öffnen ihnen die Pforten, und das köstlichste Mahl wartet der Helden. Speere und 
Schilde werden an die Wand gehängt, die Helden setzen sich zu Tische und langen 
durstig nach den Trinkbechern, die freundliche Jungfrauen ihnen darbieten. 
c. Die Sage vom rvitden Jäger. 
An Wodan erinnert uns noch die Sage vom wilden Jäger. Wenn der 
Herbstwind durch die Tannen des Harzes heult und die Eulen schreien, dann 
sagen die Leute wohl: „Wöbe, der wilde Jäger, reitet durch die Lust." 
Vorzeiten, so erzählt man, lebte im Harze ein Jägermeister mit Namen 
Hackelberg. Der jagte Tag unb Nacht, Alltag unb Sonntag. Als er auf bem 
Totenbette lag, verfluchte er sich unb sagte: „Lieber will ich jagen bis zum 
jüngsten Tage als in den Himmel kommen!" Zur Strafe jagt er nun zur Mitter¬ 
nachtszeit durch die Lüfte. Man hört lautes Pferdegetrappel, Peitschenknall und 
Hundegebell. Allerlei Spukgestalten folgen ihm. Dem Zuge voran fliegt die Tnt- 
nrfel. Das ist eine Nonne, die durch ihr Geplärr den Gesang der andern 
Nonnen gestört hat und zur Strafe in eine Eule verwandelt ist. 
d. Hertha. 
Auf ber Insel Rügen zeigt man einen See, ber heißt ber Herthasee. 
An seinem nörblichen Enbe sieht man altes Gemäuer. Hier soll ehemals eine 
Burg gestanden haben, die der Göttin der Erde — Hertha — geweiht war. Diese 
kleidete die Erde mit frischem Grün und bunten Blumen und ließ das Korn wachsen 
und gedeihen. Alle Jahre einmal, im Frühlinge, hielt sie einen Umzug durch 
bie Insel. In einem heiligen Hain ftanb ihr mit einem Gewanbe bebeckter Wagen. 
Ihn zu berühren, war nur bem Priester erlaubt. Er merkte es, wenn bie Göttin 
in ihrem Heiligtum gegenwärtig war, unb begleitete sie, wenn sie auf dem mit 
Kühen bespannten Wagen bahinfuhr. Wo bie Göttin erschien, würbe sie festlich 
empfangen unb mit Blumen geschmückt. Friebe unb Freube kehrten mit ihr ein. 
Keine Waffe bürste gebraucht, kein Krieg geführt werben. War ber Wagen vorüber, 
bann gab's eitel Lust unb Freube. Die Jünglinge tanzten zwischen Schwertern, 
unb bie Alten setzten sich nieber zum Würfelspiele. Das Triukhorn würbe mit 
Met gefüllt unb ging von Hanb zu Hanb. 
War Hertha des Umgangs mit den Sterblichen müde, so kehrten die Priester 
mit dem Wagen nach dem Haine der Göttin zurück. Dort wurde der Wagen in 
dem See gebadet. Die Sklaven, die dabei tätig gewesen waren, kehrten nicht 
wieder. Sie wurden „von dem See verschlungen". 
e. Krau Kosse. 
Als Frau Holle (Holda) wurde die Göttin Freia besonders in Thüringen 
verehrt. Sie wohnt der Sage nach in der Tiefe, im Bruuueu, im Teiche, im 
See. Dort unten hat sie Gärten unb Wiesen. Bei ihr weilen bie Scharen ber 
noch uugeborueu unb bet früh verstorbenen Kinber. Ost geht sie mit ihnen auf ber 
Wiese umher, wo bie Kleinen fröhlich spielen unb Honig aus beu Blumenkelchen 
nippen. Frau Holles Lieblingsvogel ist ber Storch. Blumen, Obst, unb was sonst in 
ihrem Garten wächst, teilt sie benen aus, bie ihr begegnen unb zu gefallen wissen. 
Sie ist sehr orbnnngsliebenb unb hält auf guten Haushalt. Wenn sie ihre 
Betten ausklopft, schneit es bei ben Menschen, unb Flocken fliegen in ber Lust
	        
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