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die Melodien: „Ein' feste Burg ist unser Gott" und „Verzage nicht, du Häuflein
klein." Das ganze Heer fang andächtig mit. Hierauf bestieg der König sein Roß,
stellte sich an die Spitze des Heeres und rief: „Nun wollen wir dran. Das walt'
der liebe Gott. Jesu, Jesu, hilf mir heute streiten zu deines Namens Ehr'!"
Dann zog er den Degen und rückte gegen den Feind. Der Sieg neigte sich bald
auf die Seite der Schweden. In der Hitze des Gefechts aber geriet Gustav
Adolf, da er kurzsichtig war, zu nahe an den Feind und bekam einen Schuß durch
den linken Arm. Als er sich dann aus dem Gefechte bringen fassen wollte, er¬
kannte ihn ein feindlicher Oberst und fchoß ihm mit den Worten: „Dich habe ich
lange gesucht" eine Kugel durch den Leib. Furchtbar erbittert über den Verlust
ihres geliebten Königs, drangen die Schweden von neuem auf den Feind ein und
errangen auch endlich den Sieg. An der Stelle, wo der König gefallen war, lag
ein mächtiger Granitblock, der später den Namen „Sch weden st ein" erhielt.
d. Waffenlteins Ermordung.
Nach dem Tode Tillys hatte der Kaiser wiederum Wallenstein zum
Heerführer berufen. Aber feine Feinde schwärzten ihn unaufhörlich beim Kaiser
an. Sie glaubten, er wolle sich zum Könige von Böhmen machen. Da ächtete
ihn der Kaiser, und Wallenstein, der nun förmlich abfiel und mit den Schweden,
jedoch vergeblich, unterhandelte, eilte mit fünf Regimentern nach Eg er, um hier
Schutz zu suchen. Aber drei Obersten aus der Besatzung stifteten eine Ver¬
schwörung gegen ihn an und beschlossen, ihn zu ermorden. Zuerst wurden
Wallensteins Freunde abends bei einem Mahle niedergemacht. Noch in derselben
Nacht wurde der Hauptschlag vollführt. Walleusteiu, der im Hause des Bürger¬
meisters wohnte, war früh zu Bett gegaugeu, nachdem er sich vorher noch lange
mit Seni unterhalten hatte. Es war 11 Uhr. Der Sturm heulte. Die Fenster
klirrten. Da stürmte einer der Hanptansührer mit seinen Dragonern die Treppe
hinanf. Ein Kammerdiener wurde im Vorzimmer niedergehauen, ein anderer ent¬
sprang mit dem Schrei: „Rebellen, Rebellen!" Durch diesen Lärm erwachte
Wallenstein und fuhr aus dem Bette auf. In demselben Augenblicke wurde die
Tür seines Schlafgemaches gesprengt. Wallenstein stand wehrlos und nnange-
kleidet am Fenster. „Bist du der Schelm, der dem Kaiser die Krone vom Haupte
reißen will?" brüllte einer der Mörder ihn an, „du mußt sterben." Wallenstein
bewegte bloß die Lippen, hob die Augen gen Himmel und erhielt mit einer
Hellebarde deu Todesstoß.
e. Wun danket affe Hott.
1648 kam endlich der langersehnte Friede zustande. Er wurde zu Osna¬
brück und Münster geschlossen. Am Ende des langen Krieges dichtete Martin
Rinkart das schöne Lied: „Nun danket alle Gott." Er war Prediger in
Eilenburg (Provinz Sachsen) und durchlebte mit seiner Gemeinde alle Schrecken
des Dreißigjährigen Krieges. Die Pest, die dazumal die deutschen Lande durch¬
zog, wütete auch in Eilenburg. Täglich starben 40—50 Personen, im ganzen
Pestjahre an 8000. Dreimal täglich folgte Rinkart den Leichen zu Grabe; und
jedesmal wurden 10—12 Leichen zur letzten Ruhe gebettet. So hat er in seinem
Leben 4480 Leichen zu Grabe geleitet. Er blieb aber dabei so gesund, daß ihm
auch nicht ein Finger weh tat.
Auf die Pest folgte eine so furchtbare Hungersnot, daß viele den Hungertod
starben. Man sah öfters 20—30 Personen einem Hunde oder einer Katze nach-