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Wir schließen mit den Worten des Dichters: 
»Nun laßt die Glocken von Thurm zu Thurm 
Durch's Land frohlocken im Jubelsturm! 
Des Flammenstoßes Geleucht facht an, 
Der Herr hat Großes an uns gethan. 
Ehre fei Gott in der Höhe«! 
Anhang. 
Gotthold Ephraim Lessing. *) 
(Geh. ben 27. Januar 1729. Gest. ben 15. Febr. 1781.) 
Lessing erblickte das Licht der Welt zu Carnenz in der Ober- 
lausitz, wo sein Vater lutherischer Prediger war. Dieser, ein biederer, 
frommer und sehr gelehrter Manu, hatte schon früh eine Erziehung 
erlangt, die sowohl die wissenschaftliche als die christliche Ausbildung 
des Knaben im Auge hatte. Die Eltern hatten ihn früh beten 
gelehrt und ihm fleißiges Bibellesen, wie es auch als Andacht im 
häuslichen Kreise betrieben wurde, zur Pflicht gemacht; ja, die geist¬ 
lichen lieber, die er lernte, weckten in ihm die ersten funken $ur 
Begeisterung der Dichtkunst. Mit dieser religiösen Bildung ging 
die frühzeitige Aufklärung Hand in Hand, indem der Vater schon 
den fünfjährigen Knaben nicht nur anleitete, was er glauben 
sondern auch wie und warum er glauben sollte. 
' ftrüh sprach sich in dem Knaben der Geist der Selbstständigkeit 
und das Bewußtsein dessen aus, was feine künftige Bestimmung 
war. Als ihn ein Maler neben einem Vogelbauer mit einem Vogel 
bann malen wollte, wie es diesem für das Bild eines Kindes paffend 
fchten, widersprach ber kleine Lessing; er wollte sich lieber unter 
einem Haufen Bücher gemalt sehen! — Auf der Fürstenfchule zu 
Meißen, wohin feine Eltern ihn schickten, machte Lefsing frühzeitig 
gute Fortschritte. Schon hier warb ber Trieb bes Selbstbenkens 
mächtig in ihm rege. Die gewöhnlichen Schularbeiten reichten nicht 
hm, feinen rasch denkenden Geist hinlänglich zu beschäftigen, so daß 
der Rektor der Schule gegen seinen Vater äußerte: »Das ist ein 
doppeltes Futter haben muß. Die Lectionen, bie Anbern 
zu schwer werben, sinb ihm fitiberleicht, wir können ihn fast nicht 
mehr brauchen.« — 
©torn Lefsing's wünschten ihn zum Theologen zu machen, 
bie Mutter besonbers trug sich mit bem Gebanken, baß ihr Gottholb 
Ephraim »ein rechter Gottesmann werbe.« Aber Lessing zeigte keine 
*) Nach Hagenbach und Weber.
	        
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