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von meinem Palast in Rom nach der Kirche ritt, da hatten meine Feinde 
sich in einer Gasse versteckt unb lauerten. Da ich nun an biese Stelle 
!om, rissen sie tttich vom Pserbe, mißhanbelten mich unb führten mich 
gefangen in ein Kloster. Doch mein Kämmerer half mir nachts über bie 
Mauer herab, baß ich entfliehen unb zu bir reisen konnte." Da sprach 
Karl: „Ich werbe später selbst nach Rom kommen; jetzt aber will ich bir 
meine Boten mitgeben, bamit sie bich toieber in beine Gewalt einsetzen." 
Im Herbst wartete ber Papst in ber Nähe von Rom aus ben König. 
Karl kam mit einem großen Heere, unb beibe begrüßten sich unb speisten 
zusammen. Dann reiste ber Papst voraus nach Rom. Am andern Tage 
zog Karl mit seinen Kriegern in bie Stabt, wo ihn ber Papst mit ben 
Bischöfen unb ber Geistlichkeit auf ben Stufen ber Peterskirche] empfing 
unb unter Gesang hineinführte. Sieben Tage später saß Karl aus einem 
hohen Stuhle, ben man vor ber Kirche ausgerichtet hatte, unb vor ihm 
stauben bie Römer. „Ich bin gekommen," sprach ber König, „um zu 
untersuchen, ob bas wahr ist, was einige bem Papste nochreben." Aber 
niemanb melbete sich, um bie Ansthulbtgungen zu beweisen. Da stieg ber 
Papst auf bie Kanzel ber Peterskirche, legte seine rechte Hanb auf bas 
Evangelienbuch unb schwur vor allem Volke: „Ich bin rein von allem 
Bösen, bas meine Feinbe mir vorwerfen." 
Es kam bas Weihnachtsfest. Am ersten Weihnachtstage ging Karl 
in römischer Kleibung zur Kirche; er trug ein langes, weißes Gewanb, 
einen roten Mantel unb römische Schuhe. Währenb ber Messe kniete er 
vor bem Altare unb sein Antlitz war zum Gebete geneigt; hinter ihm 
stauben bie Franken im Schmucke ihrer Waffen unb bie Peterskirche war 
mit Römern gefüllt. Da trat ber Papst auf ihn zu unb setzte ihm eine 
Krone auf bas Haupt, unb bas ganze römische Volk rief laut: „Dem 
erhabenen Karl, bem von Gott gekrönten, großen unb friebbringenben 
Kaiser ber Römer Leben unb Sieg!" Nach biefem Zuruf hulbigte ihm 
ber Papst, wie es früher bei ben alten römischen Kaisern gebräuchlich war. 
Wenige Tage nachher würben jene, bie ben Papst abgefetzt hatten, vor 
Gericht geführt unb aus Rom verbannt. Als nun wegen bes milben 
Winters in Rom bie Pest ausbrach, kehrte Karl nach Ostern heim. Von 
nun an ließ er sich nicht mehr Schutzherr von Rom, sonbern Kaiser 
nennen. Der oströmische Kaiser in Konstantinopel nahm ihm bas sehr 
übel; aber Karl trug seinen Haß mit großer Gelassenheit, schickte oft 
Gefanbte an ihn unb rebete ihn in feinen Briefen als Bruber an.
	        
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