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der Mannhaftigkeit dieses Grafen Rudolf soviel erzählt, daß sein Name
im ganzen Reiche ruhmwürdig und bekannt ward, so daß er hernach zum
römischen König erwählt wurde.
Graf Ru-ols von Habsburg wird zum König
gewählt. (1273.)
Damals befand sich das deutsche Land in einem traurigen Zustande;
denn es hatte keinen König. Das Fehdewesen nahm überhand, und es
gab keinen Weg und Steg mehr, den der Wanderer gefahrlos gehen konnte.
Das Land lag nnangebaut, das Vieh war weggetrieben; selten erblickte
man einen Bauern, der das Pferd oder den Stier antrieb, um Acker¬
furchen zu ziehen, und die Landgüter erfüllten sich mit Dornen, Disteln
und schädlichem Unkraut. In jenen Tagen (1260) wollte der für
Mainz erwählte Bischof Werner wegen seiner Bestätigung nach Rom reisen.
Auf sein schriftliches Ansucheu gab der Graf von Habsburg dem Neuer¬
wählten das Geleite von Straßburg bis zu den Alpen und geleitete ihn
nach glücklich erlangter Bestätigung wieder nachhause. Der Erzbischof
sagte ihm Dank und versprach nicht eher zu ruhen, als bis er ihm einen
so großen Dienst vergolten habe.
Im Jahre 1273 berief dieser Erzbischof die Fürsten nach Frankfurt,
um nach dem Herkommen über die Wahl eines Königs zu beraten. Sie
faßten verschiedene ins Auge; da rühmte der Mainzer den Mut und die
Klugheit des Grafen Rudolf von Habsburg. Da viele mächtige Fürsten
genannt wurden, sagte er, Klugheit und Tapferkeit gingen über Macht
und Reichtum, und stimmte für Rudolf. Er brachte auch den Erzbischof
von Köln und den von Trier dazu. Endlich wurden sie alle eines Sinnes
und gaben ihre Stimme für Rudolf ab. Nur der Böhmenkönig war nicht
gekommen und hatte ihm seine Stimme nicht gegeben, was ihm nicht zum
Heile ausschlug. Dem Herzog Ludwig von Bayern, dem Pfalzgrafen,
wurde nun aufgegeben, das Wort der Erwählung auszusprechen. Er erhob
sich und sagte: „Im Namen der heiligen Dreifaltigkeit! Nachdem mir
die Stimmen aller Wahlfürsten übertragen worden sind, erwähle und ver¬
künde ich Rudolf, den Grafen von Habsburg, zum König." Sofort
sandten sie den Marschall, den Burggrafen von Nürnberg, fort an Rudolf
mit ihren Briefen, welche die Wahl enthielten, und forderten ihn auf,
unverzüglich mit seiner Gemahlin herbeizukommen, um die Krone zu
empfangen.