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kochte, gab sich endlich auch zufrieden; denn die Mutter ging ihr bei
ihrem Geschäfte zur Hand und half ihr die drei Tage, welche wir in der
Hütte des Soldaten zubrachten, so fleißig, daß sie ganz wieder ausgesöhnt
wurde. In der Nacht gegen elf Uhr führte uns der Vater hinaus und
zeigte uns zur unvergeßlichen Erinnerung daran das in Flammen stehende
Magdeburg. Es war im Lager, welches doch ziemlich weit entfernt war,
von der großen Feuerglut so hell, daß man einen Brief lesen konnte.
Des andern Tages, den 11, Mai, ging der Soldat mit seiner Frau
in die Stadt, um Beute zu holen. Die Mutter wartete unterdessen das
Kind beider und besorgte die Küche. Wir aber blieben in der Hütte,
denn der Vater wollte nicht erkannt sein, sahen aber von dort aus viele
Magdeburger, Männer und Frauen, an Stricken als Gefangene durchs
Lager führen, und priesen uns glücklich, wenigstens frei herumgehen zu
können. In der Abwesenheit unseres Wirtes kam ein Soldat in die Hütte,
um jenen zu sprechen. Er hatte große Beute gemacht und alle Finger
mit den kostbarsten Ringen besteckt. Als er die Mutter weinen sah und
von ihr hörte, daß sie nicht einmal so viel behalten habe, uns durstenden
Kindern einen Trunk Bier zu kaufen, so schenkte er ihr anderthalb Taler,
um dafür Getränk zu holen. Gegen Abend kehrte unser Soldat mit
seiner Frau zurück, und sie brachten schönes Geschmeide, Gold und köstliches
Leinengerät mit sich. Er war darüber sehr vergnügt, meinte, Gott habe
ihm alles deswegen beschert, weil er die kleinen Büble hätte herausgeführt,
und verwies es noch seiner Frau, daß sie gestern darüber unwillig gewesen.
Er war ein mildherziger, gottesfürchtiger Mensch. Der Herr vergelte
ihm ewig, was er an uns getan hat! Wir werden die Wohltaten, die
er uns erwiesen, nie vergessen und sie noch am jüngsten Tage zu rühmen
wissen.
Tillrss Niederlage bei Äreitenfeld. (1631.)
Wallenstein war eben in Prag; da brachte ihm ein Bote die Nach¬
richt, daß der Schwedenkönig den General Tilly bei Breitenfeld geschlagen
habe. Nun war er in seiner besten Laune. Er ries Raschin zu sich in
den Garten und sprach: „Das war eine schreckliche Schlacht. Sie kommt
mir wie gewünscht. Auf Tilly lastet nun eine unauslöschliche Schande.
Wäre mir ein solches Unglück begegnet, ich hätte selbst Hand an mich
gelegt. Aber es ist gut für uns. Der König darf jetzt Tilly nicht Zeit
lassen, um sich wieder zu stärken. Ich selbst würde keine Mühe sparen,
den Kaiser zu vernichten. Zwar drängen sie mich in Wien, daß ich den
Oberbefehl wieder übernehme. Die Tröpfe wissen nicht, mit wem sie