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weggerissen; Kursürst Max ließ ihn in seine Leibkutsche nehmen. Etliche
Gefangene erzählten, daß auch der Bayernfürst in die Schulter geschossen
worden sei. Dieses Schießen aus den Kanonen währte den ganzen Tag
bis in die Nacht. Viele Geschütze wurden den Bayerischen genommen und
an mehr als 15 die Räder ganz zerschmettert. Als Kurfürst Max und
Tilly sahen, daß sie an diesem Ort nicht viel gewinnen könnten, wollten
sie sich nicht länger schlagen und machten sich zum Rückzug fertig, wobei
sie alle Bagage samt der Reiterei und dem Fußvolk nach Rain komman¬
dierten. Dies ist ein fester und wohl gelegener Ort, wo der Lech in
die Donau fließt.
Als der König sichere Botschaft bekam, daß Tilly seine Stellung
verlassen und sich zurückgezogen habe, wurden am Abend noch etliche
Kompagnien Dragoner gegen ihn ausgeschickt, um zu sehen, wie es mit
den Bayern stehe. Sie kamen bis in das bayerische Lager, trafen aber
nichts darin an als viele Verwundete und Tote, sowie auch viele, die
sich versäumt hatten. Diese wurden alle zurück ins schwedische Lager
gebracht. Im Lager und auf dem Wege lag alles voll Harnische, Mus¬
keten, Degen, Piken und anderen Waffen. Die Gefangenen sagten aus,
dieser Angriff habe sie mehr als 3000 Mann gekostet, die man zum Teil
auf Wagen geladen und hinweggeführt habe.
Am nächsten Tage ließ der König viel Volk gegen Rain marschieren,
welches Städtlein sich mit Akkord ergab und an die 9000 Reichstaler
für die Plünderung zahlen mußte. Kurfürst Max zog sich die Nacht
nach Neuburg und von da nach Ingolstadt zurück. Der schwer verwundete
Tilly wurde in einer Sänfte getragen. Von Ingolstadt schickte der
General ein Schreiben an den Hofbarbier in Ansbach, der ein guter und
berühmter Chirurg war. Ein schwedischer Offizier fing den Brief auf,
erbrach ihn und schickte ihn dem Könige zu mit der Anfrage, ob man den
Wunsch erfüllen solle. Gustav Adolf gab den Befehl, man solle den
Chirurgen ungehindert reisen lassen. Allein als dieser ankam, war Tilly
schon tot. Noch auf dem Todbette hatte er dem Kurfürsten den Rat
gegeben, alles zu tun, um Regensburg zu retten.
Gustav Ädolf in München. (1632.)
Nach der Eroberung der Stadt Donauwörth war das böse Geschrei
und die entstandene Unruhe auch nach München gekommen. Da jedermann
voller Sorgen und Kummer steckte, begaben sich die Reichen, ja auch bis-
weilen die Annen, Geistliche und Weltliche jeden Standes mit ihren
Scheibihuber, Deutsche Geschichte. 2. Teil. 7