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Der Herzog war hoch erfreut, als er des Königs Schriftzüge sah, 
und sprach zu Raschin: „Ein größeres Glück ist mir niemals widerfahren. 
Ihr könnt," fuhr er fort, „meine Antwort leicht im Kopfe behalten. 
Versichert dem Könige, ich werde von dem Kaiser ab- uud ihm zufallen, 
sobald ich die Zeit ersehe. Nur wolle sich der König erst mit den Sachsen 
verbinden, auf Tilly losgehen und dann unter Thurn mir 10—12 000 Mann 
zu schicken. Gewährt mir der König dieses alles, so kann er meines Abfalles 
bei der nächsten Gelegenheit sicher sein." 
Mit diesem Auftrag machte sich Raschin abermals auf den Weg 
zum Könige. Gustav Adolf stimmte allem zu, klopfte den Boten auf die 
Schulter und sprach: „Nur vorwärts! Was ihr wollt, will ich auch!" 
Dann unterzeichnete er zu Pferde dem Boten den Paß zur Rückkehr und 
sprach: „Eben bin ich auf dem Wege, mich mit den Sachsen zu vereinigen 
und die ganze Kriegsmacht auf Tilly zu wälzen. Geht es nach Wunsch, 
wie ich hoffe, so werde ich die verlangte Zahl Soldaten dem Herzog so 
schnell als möglich zukommen lassen." Mit dieser Nachricht kehrte Raschin 
zurück. Wallenstein war hoch erfreut und befahl ihm in der Nähe zu 
bleiben, bis er ihm wieder Aufträge erteile. 
Bie Plünderung Magdeburgs. (1631.) 
l. 
Auf die Nachricht, die Stadt sei von dem Feinde gewonnen, hatte 
auch der Vater das Rathaus verlassen und sich zu uns begeben, um bei 
der drohenden Gefahr noch schnell einige Vorkehrungen zu treffen. Da 
er etliche Mal zu den kaiserlichen Generalen Tilly, Pappenheim und 
anderen hinaus in das Lager gesendet und deshalb ziemlich bekannt war, 
so fürchtete er, man möchte ihm ein hohes Lösegeld abfordern. Um nun 
für einen geringen Bürger angesehen zu werden, zog er ein ledernes 
Wams und ein graues Beinkleid an. Auch die aus der hl. Geistkirche 
herbeigeeilte Mutter wählte ihren schlechtesten Anzug. Inzwischen ward 
das Schießen immer heftiger; endlich erfolgte eine heftige Salve. Das 
Feuer schwieg jetzt; der Widerstand hörte aus und die fliehenden Bürger 
eilten mit ihren Gewehren unter Ach- und Wehgeschrei in die Häuser. 
Alle Türen wurden nun verschlossen und aufs beste verwahrt. 
Nicht lange hernach ertönte das „Allgewonnen, allgewonnen!" der 
kaiserlichen Soldaten durch die Gaffen und sie schlugen an die Türen wie 
lebendige Teufel. Wir armen Leute hätten vor Furcht in den Häusern 
sterben mögen und beteten zu Gott um gnädige Errettung. Jetzt ward
	        
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