285. Schiras, im sogenannten Rosengarten von Farsistan. 465 
auf dem Maidan, auf welcher zu jenen Zeiten ein Gegenstand als Ziel 
für die Schützen befestigt wurde. 
Von dem Dache des Ali Kapi hatten wir eine weite Aussicht über 
die Stadt, diesen Stotz der Perser, welche sie „nisfah Dschehau" — 
die halbe Welt — benennen. Jetzt ist mit Ausnahme der Paläste des 
Tschahcr Bagh ringsum Alles eine verfallene Masse zerstörter Häuser, 
Mauern und Moscheen, aber zwischen den Ruinen steht eine Menge 
von Gruppen und Reihen hoher Pappeln, Wallnußbäume, Chinars 
und Obstbäume, welche den Eindruck der Zerstörung für das Auge an¬ 
genehm mildern. 
Jenseit des Zendcrud, dem durch die neuerliche Anlage von Reis¬ 
feldern rings um die Stadt viel Wasser entnommen ist, liegt die Vor¬ 
stadt Julpha. Schah Abbas verpflanzte hieher die christlichen Ein¬ 
wohner der reichen Stadt Julpha am Araxes in Armenien, welche von 
den Türken arg bedrückt wurden. Er gestand ihnen volle Glaubens¬ 
freiheit zu und erlaubte ihnen, Kirchen nach ihren Vorschriften zn bauen. 
Der Fleiß und die Haudelsgeschicklichkeit dieser Armenier war eine der 
Ursachen des raschen Aufblühens von Jspahan, und Julpha selbst 
zählte 10,000 begüterte Einwohner und 13 prächtige christliche Kirchen. 
Jetzt sind dort kaum noch 300 elende Familien, welche kümmerlich und 
meist auf gemeine Art ihr Leben fristen, und der armenische Name ist 
verachtet in Persien. 
285. LchiraS) im sogenannten Rosengarten von Farsistan. 
(Nach Sir Robert Kcr Porter, Reisen in Georgien, Persien u. s. w., und 
Erich v. Schönberg, Patmalchanda, Lebens- und Charakterbilder aus Indien 
und Persien ) 
Der erste Anblick des Rosengartens von Farsistan gleicht nicht den 
Vorstellungen, welche durch die Lobpreisungen alter Dichter sich der 
Phantasie eingeprägt haben. Eine iveit ausgedehnte, braune, staubige 
Fläche streckt sich viele Meilen lang hin und endigt mit neblichtcn 
Dünsten, die sich aus den Salzeffloreseeuzen bei dem See Backtcgan 
erheben. Kaum treten aus dem umhüllenden Staube einzelne schwan¬ 
kende Umrisse von Wällen und Gebäuden, von Lehmmaueru und Rui¬ 
nen hervor, um die sich einzelne Gärten wie schwarze Punkte in der 
Wüste lagern, und künden uns das berühmte Schiras an, das erste 
Hoflager der arabischen Khalifen nach dem Sturze der letzten Sassa- 
niden. Wo ist der Glanz der Stadt, die zur Zeit der Weltstürmer 
Haluka und Timur der Sitz der größten Cultur in Asien war und 
mit ihren Jmans, Gelehrten und Künstlern die Weltherrschcrin Sa¬ 
markand ausstatten mußte! Wo ist das paradiesische Thal von Schiras 
mit seinen Weingärten, Blumen und Früchten, von dessen Reiz der 
persische Anakreon, Hafis, singt, und unter dessen Schatten der weise 
Pütz, Charakteristiken zur vergleichenden Erdkunde. H. 30
	        
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