Full text: Die außereuropäischen Erdteile, Die Ozeane und ihre Bedeutung im Völkerleben (Teil 4)

Südafrika. 51 
Luälaba und der afrikanischen Westküste. Diese Reise „Quer durch den dunklen Erdteil" ist 
eine der größten Entdeckungsfahrten aller Zeiten und nicht mit Unrecht hat man Stanley 
den „Kolumbus des 19. Jahrhunderts" genannt. 
Am 5. November 1876 begann Stanley von Nyangwe, einem Sitze arabischer 
Handelsherrn, seine Ausreise, nachdem er hier den Beistand Tippn-Tipps, eines 
intelligenten arabischen Sklavenhändlers, gewonnen hatte. Dieser begleitete ihn 60 Marsch¬ 
tage lang mit einer wohlausgerüsteten und bewaffneten Karawane von 400 Köpfen gegen 
eine Entschädigung von 30 000 Mark. Bis Niangwe waren Cameron und Livingstone 
von Sansibar her gekommen. Aber wohin sich der mächtige Strom, der hier bereits 1300 m 
Breite und 7 m Tiefe maß, wandte, ob zum Nil oder zum Niger oder zum Kongo, diese 
Frage war offen geblieben. Stanley überlegte die verschiedenen Möglichkeiten der Weiter¬ 
reise und kam zu dem Entschlüsse, „zum Strom selbst seine Zuflucht zu nehmen" und seinem 
Laufe zu folgen. Kanoes wurden gezimmert und der Vormarsch in der Weise angetreten, 
daß die „Lady Alice”, das zerlegbare Schiff Stanleys, und die übrige Flotte am linken 
Ufer dahinfuhr, während der größere Teil der Mannschaft auf dem Lande folgte. Fast 
überall traf man auf feindselig gesinnte Eingeborne, die beim Anblick der Karawane sich 
in den Urwald flüchteten, so daß die Versorgung mit Lebensmitteln oft nur durch Gewalt 
geschehen konnte. Überfälle der Neger, die zum Teil Menschenfresser waren, Krankheiten 
und Unglücksfälle und der Urwald, der sich eine kurze strecke hinter Niangwe erhob und 
eine unabsehbare Ausdehnung hatte, erschwerten den Vormarsch ungemein. Erdrückend 
heiß war die Atmosphäre und unaufhörlich tropfte der Tau auf die Reisenden. Bis an 
die Knie reichte der breiige Schlamm des Weges, der durch das Wirrsal der zähen Lianen 
erst gehauen werden mußte. Nur die furchtbare Wirkung der Feuerwaffen sicherte der 
Expedition den Eingebornen gegenüber die endgültige Überlegenheit Art Weihnachten 1876 
kehrte Tippu-Tib mit seinen Leuten zurück und mit 149 Begleitern setzte nun Stanley 
die Reise fort. Noch immer nahm der Strom seinen Lauf nach Norden, Katarakt anf Ka¬ 
tarakt folgte und schon glaubte Stanley annehmen zu dürfen, daß er sich doch aus dem Nil 
befinde und Liöingstone mit seiner Vermutung recht gehabt habe. Da begann sich der 
Fluß nach Überschreitung des Äquators uach Westen zu wenden und der 7. Katarakt, der 
kurz nachher angetroffen wurde, bildete deu Abschluß der Terraiustuseu. 22 Tage waren 
notwendig gewesen um die 7 Fälle, die der Leiter „Stanley-Fälle" nannte, zu umgehen. 
Während der Strom bis jetzt zwischen hohen Bergen einen raschen Lauf hatte, verlang¬ 
samte nun seine Strömung, die Ufer wurden niedriger, der Fluß seichter und breiter und 
viele Inseln, zumeist bewaldet, lagen in seinem Bett. Hier erfuhr Stanley von friedlich 
gesinnten Negern zuerst den Namen des Flusses: Kongo. Zum zweiten Male wurde der 
Äquator überschritten. 32 Gefechte hatte die Expedition irrt ganzen zu bestehen, bis sie 
endlich eine seeartige Verbreiterung des Stromes erreichte, „Stanley-Pool". Bald ver¬ 
riet das ferne Donnern der Gewässer, daß der Kongo eine neue Reihe von Terrainstufen 
M überwinden habe um das Meer zu erreichen. Teils zu Land teils zu Wasser wurde 
ein Teil der 32 „Livingstone-Fälle" überwunden, 131 Tage waren dazu notwendig. Immer 
mürrtscher wurden Stanleys Mannschaften und nahe dem Ziele drohte der Expedition 
in unwirtlicher Gegend und durch die feindselige Haltung der Eingebornen der Untergang 
durch Mangel an Nahrungsmitteln. Da beschloß Stanley, das Flußnser zu verlassen und 
über Land der Küste zuzueilen. Nach Boma vorausgeschickte Boten kamen noch rechtzeitig 
zu den erschöpften Reifenden zurück und am 9. August 1877, 999 Tage nach der Abreise 
öon Sansibar, erreichte Stanley Boma, öon dem aus der Telegraph alsbald die Nachricht 
öon der größten geographischen Entdeckung des Jahrhunderts in alle Teile der Welt trug. 
3. Das Ostafrikanische Seenhochland. Es ist ein 1000—1200 m hohes 
®ak°nnenplateeau aus Gneis und Granit, durchfurcht von zwei aroßen nord- 
sudltchen Einbruchstälern.
	        
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