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in kleinen Dörfern gewohnt hatten. Heinrich führt daher mit Recht
für diesen Theil Deutschlands den Namen der Städteerbauer; doch
ist zu bemerken, daß am Rhein und der Donau schon seit den Zeiten
der Römer Städte bestanden und daß auch im Sachsenlande solche
schon seit Carl dem Großen an solchen Stellen sich erhoben, wo
Bisthümer gegründet wurden.
Demnächst widmete er seine Sorgfalt der Ausbildung und Ver¬
besserung des Heerwesens; er war namentlich davon überzeugt, daß
er einer geübten Reiterei bedürfe, um den stets berittenen Ungarn
nachhaltig widerstehen zu können. Gerade der Mangel an einer
solchen hatte den Kampf bisher für die Deutschen so ungünstig ge¬
staltet, da die Ungarn rasche Angriffe zu Pferde machten, dann sich
plötzlich zur Scheinflucht wandten, um den Angriff desto sicherer zu
erneuern. Auch suchte er sein Volk an den Krieg zu gewöhnen und
führte in der Zwischenzeit Kämpfe mit den Slaven jenseits der Elbe,
die von da ebenfalls Einfälle in Deutschland machten.
Zuerst drang er in das Land der Heweller ein, deren Haupt¬
stadt Brennabor (Brandenburg) zwischen Seen und Sümpfen lag.
Es war Winter, und das gefrorene Wasser erleichterte ihm den Zu¬
gang zur Burg, die in seine Hände fiel. Ebenso überwand er einen
andern Stamm der Slaven im jetzigen Königreich Sachsen, legte dort
die Bergfestung Meißen an und setzte daselbst einen Markgrafen ein.
Ebenso zwang er den Herzog von Böhmen, feine Oberherrschaft an¬
zuerkennen, schlug dann die Slaven, die sich noch einmal erhoben
hatten, vollständig und legte, um sie besser zu beobachten, an der
Elbe die Markgrafschast Nordsachsen (später Altmark) an, in der der
Ursprung der Markgrafschaft Brandenburg zu suchen ist.
Als nun die Zeit des Waffenstillstandes abgelaufen war, kamen
die Ungarn, um den gewöhnlichen Zins zu fordern. Diesmal wurden
sie schimpflich abgewiesen und erhielten, wie man erzählt, statt dessen
einen räudigen Hund. Da brachen sie in zwei furchtbaren Heer¬
haufen 933 in Sachsen und Thüringen ein. Der erste Haufe, der
sich nach der Weser wandte, wurde bei Sondershausen geschlagen
und auf der Flucht vernichtet; gegen den anderen, der gegen die Elbe
zog, rückte Heinrich in eigener Person und traf ihn, wie die herkömm¬
liche Ueberlieferung ist, bei Merseburg, obschon es nicht ganz gewiß
ist, wo die Schlacht vorfiel. So viel ist ausgemacht, daß Heinrich