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8 25. Friedrich III., König von Preußen
und Deutscher Kaiser.
9. März bis 15. Juni 1888.
//3ch bin stolz darauf, Gut und Blut einzusetzen
für die heiligsten Güter unseres Vaterlandes."
//Ich kenne kein anderes Ziel meines Strebens,
als das Glück und die Wohlfahrt des Vaterlandes."
1. Ausbildung. Friedrich III. war am 18. Oktober 1831 geboren.
3113 Prinz hieß er Friedrich Wilhelm. Von Jugend auf war er Soldat
und mußte tüchtig exerzieren; mit 8 Jahren konnte er seinem Vater schon
als ausgebildeter Rekrut vorgestellt werden.
Seine Mutter, die Prinzessin Augusta, sorgte aber auch dafür, daß
neben dem Soldatenspiel das Lernen nicht vergessen wurde; tüchtige Lehrer
weckten in ihm auch Liebe zu Kunst und Wissenschaft. Nach alter Sitte
lernen die Prinzen unseres Herrscherhauses auch ein Handwerk. Prinz
Friedrich Wilhelm lernte das Tischler- und Buchbinderhandwerk.
2. Familie. Auf seinen Reisen lernte Prinz Friedrich Wilhelm in
England die Prinzessin Viktoria kennen; 1858 wurde sie seine Gemahlin:
Gott segnete die Ehe mit vier Söhnen und vier Töchtern; zwei Prinzen
starben im Kindesalter; der älteste Sohn ist Kaiser Wilhelm II., der andere
Prinz Heinrich. Das prinzliche Paar gab dem ganzen Lande ein Beispiel
eines schönen Familienlebens. Die Kronprinzessin, spätere Kaiserin Friedrich,
war ihrem Gemahl eine fürsorgliche Gattin in guten nnd bösen Tagen;
sie hat ihn während seiner Krankheit mit aufopfernder Liebe gepflegt. Sie
war eine ausgezeichnete Mutter und eine tüchtige Hausfrau, die ihren Haus¬
halt selbst überwachte.
3. Soldat. Er war mit ganzer Seele Soldat. Als er in das
Heer eintrat, sagte sein Vater zu ihm: „So tue nun deine Schuldigkeit!
Lerne gehorchen, um einst befehlen zu können!" Im Jahre 1864 machte
er freiwillig den Krieg in Schleswig-Holstein mit; er marschierte mit den
Truppen durch Eis und Schnee, schlief in Scheunen und Bauernstuben
wie die anderen Soldaten. Durch seine gute Laune gab er diesen ein
gutes Beispiel, alle Beschwerden des Krieges zu überwinden.
4. Feldherr. Im Kriege gegen Österreich übertrug ihm der König
das Kommanbo über bie schlesische Armee. Er führte sein Heer auf
schwierigen Wegen nach Böhmen unb schlug bie Österreicher in mehreren
schlachten. In ber Schlacht bei Königgrätz führte er burch fein rechtzeitiges
Eingreifen ben öieg herbei. Als er damals auszog, lag fein Söhnchen
schwer krank; nach einigen Tagen erhielt er die Todesnachricht. Der betrübte
Vater kehrte aber nicht um, sondern blieb auf feinem Posten.
5. Feldmarschall. Im Französischen Kriege erhielt er den Ober¬
befehl über die süddeutschen Truppen und führte dieselben von Sieg zu