Full text: Auswahl deutscher Gedichte

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2. Mit seinen entfleischten Armen es halten die Knochenhände 
rührt er die Schlägel zugleich, die langen Schwerter empor. — 
schlägt manchen guten Wirbel 9 Und um die zwß 
zwölfte Stunde 
Reveill' und Zapfenstreich. verläßt der Feldherr sein Grab, 
3. Die Trommel klinget seltsam, kommt langsam herbeigeritten, 
hat gar einen starken Ton, umgeben von seinem Stab. 
die alten toten Soldaten aten 
10. Er trägt ein kleines Hütchen, 
erwachen im Grabe davon. er lrägt ein einfach Kleid, 
4. Und die im tiefen Norden, und einen kleinen Degen 
erstarrt in Schnee und Eis, trägt er an seiner Seit'. 
und die in Welschland liegen, 11. Der Mond mit gelbem Lichte 
wo ihnen die Erde zu heiß, erhellt den weiten ie 4 
5. Und die der Nilschlamm decket der Mann im kleinen Hütchen 
und der arabische Sand, sieht sich die Truppen an. 
sie steigen aus ihren Gräbern, 12. Die Reihen präsentieren 
sie nehmensss Gewehr in die Hand. — Imn schultern das Gewehr; 
6. Und um die zwölfte Stunde dann zieht mit klingendem Spiele 
verläßt der Trompeter sein Grab vorüber das ganze Heer. 
und schmettert in die Trompete 13. Die Marschäll' und Generale 
nd aeilel unjund ah schleßen um ihn einen Kreis 
7. Da kommen auf luftigen Pferden der Feldherr sagt dem nächsten 
die toten Reiter herbei, ins Ohr ein Wörtlein leis. 
e n en e pebrruen 14. Das Wort geht in die Runde, 
in Waffen mancherlei. klingt wieder fern und nah: 
8. Es grinsen die weißen Schädel „Frankreich!“ ist die Parole, 
wohl unter dem Helm hervor, die Losung: „Sankt Helena!“ 
221. Der schwarze Ritter. L. Uhland. 
1. Pfingsten war, das Fest der Freude, 4. Als er in die Bahn gezogen, 
das da feiern Wald und Heide. dunkel ward des Himmels Bogen, 
Hub der König an zu sprechen: und das Schloß begann zu beben. 
„Auch aus den Hallen Beim ersten Stoße 
der alten Hofburg allen der Jüngling sank vom Rosse, 
soll ein reicher Frühling brechen.“ konnte kaum sich wieder heben. 
2. Trommeln und Trommeten schallen, 5. Pfeif' und Geige ruft zu Tänzen, 
rote Fahnen festlich wallen. Fackeln durch die Säle glänzen; 
Sah der König vom Balkone; wankt ein großer Schatten drinnen. 
in Lanzenspielen Er thät mit Sitten 
die Ritter alle fielen des Königs Tochter bitten, 
vor des Königs starkem Sohne. thät den Tanz mit ihr beginnen, 
3. Aber vor des Kampfes Gitter 6. Tanzt im schwarzen Kleid von Eisen, 
ritt zuletzt ein schwarzer Ritter. tanzet schauerliche Weisen, 
„Herr, wie ist eu'r Nam' und Zeichen?“ — schlingt sich kalt um ihre Glieder. 
„Würd' ich es sagen, Von Brust und Haaren 
ihr möchtet zittern und zagen, entfallen ihr die klaren 
bin ein Fürst von großen Reichen.“ Blümlein welk zur Erde nieder.
	        
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