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10. 'Cod. Hier in Babylon führte Alexander ein ungemein üppiges Leben.
Fest folgte auf Fest, und Gesang, Tanz und Spiel nahmen kein Ende. Um seine
Herrschaft in Persien recht fest zu begründen, vermählte er sich auch noch mit der
Tochter des Darms, nachdem er schon vorher eine baktrische Fürstentochter ge¬
heiratet hatte. Seine Makedonier mußten sich auf feinen Wunsch mit Perserinnen
vermählen. So wollte er die beiden Völker verschmelzen. Nicht lange nachher
wurde Alexander dnrch den Tod seines liebsten Freundes Hephästiou tief er¬
schüttert. Er ließ die Leiche in Babel mit ungeheurer Pracht bestatten. Bald
darauf aber wurde auch er von einem böfen Fieber ergriffen, und nach zehn
qualvollen Tageu starb er im 33. Jahre seines Lebens. Man erzählt, daß seine
Feldherrn, die trauernd sein Sterbebett umstanden, ihn gefragt hätten, wer fein
Nachfolger sein folle. Darauf foll er geantwortet haben: „Der Würdigste." Sein
unermeßliches Reich zerfiel bald uach seinem Tode.
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Die Römer.
i. Gründung Roms. 754 t>. Chr. (Historische Sage.)
1. Römulus und Remus. Nicht weit vom Tiber lag ehemals die Stadt
Albalonga. Dort herrschte der König Nümitor. Aber sein böser Stiefbruder
Amülius verdrängte ihn und machte Nnmitors Tochter zur Priesteriu. Als
diese Zwillinge bekam, ließ er die Mutter lebendig begraben und gab Befehl, die
beiden Kuabeu im Tiber zu ertränken. Der Fluß war aber gerade ausgetreten-
die Diener konnten daher nicht an ihn gelangen und fetzten die Wanne mit den
Kindern ius flache Waffer. Eiue Wölfin säugte die Knaben. Bald darauf fand
sie der Hirt Faustulus, trug sie in seine Hütte und erzog sie, als wären es
seine eigenen Kinder.
2. Erbauung Roms. Die beiden Knaben wurden Römnlns und Remus
qeuauut. Als sie herangewachsen waren, erschlugen sie Amulius und setzten ihren
Großvater wieder ans den Thron. Dieser gab ihnen ein Stück Land am Tiber
und gestattete ihnen, da, wo sie als Hirten gelebt hatten, eine Stadt zu baueil.
754 754. Bald entbrannte ein Streit zwischen den Brüdern um die Herrschaft. Da
v. Chr. jp0ttete Remus einmal über die niedere Stadtmauer und sprang über sie hinweg.
Darüber geriet Romnlus in Zorn und erschlug seinen Bruder. „So fahre jeder,
der nach dir über diese Mauer springt!" soll er dabei ausgerufen haben. Romnlus
war nun Alleinherrscher und nannte die Stadt nach seinem Namen „Rom".
3. Staatseinrichtung. Das ganze römische Volk teilte Romnlus in drei
Stämme und jeden Stamm in zehn Abteilungen (Kurien). Die Mitglieder dieser
30 Kurien Hießen Patrizier (von patres = Väter). Sie galten als Vollbürger
und Hatten Anteil an der Verwaltung des Staates. Außerdem richtete Romnlus
den Senat (d. h. Rat der Alten) ein, der ebenfalls Anteil an der Regierung
Hatte. Er bestand anfangs aus 100, dann aus 300 Mitgliedern. Später unter¬
schied man von den Patriziern das gemeine Volk, die Plebejer (von plebs ==
Volk). Mit diesem Namen bezeichnete man zuerst die Besiegten, die als Ansiedler
nach Rom verpflanzt waren. Bei den wichtigsten Angelegenheiten (Wahl eines
neuen Königs, Erlaß von neuen Gesetzen, Entscheidung über Krieg und Frieden)
wurde die Volksversammlung zusammenberufen, an der dann also auch die Ple-