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Geschichte.
6. Züge aus seinem Leben.
a) Gottvertrauen des Großen Kurfürsten. Einst rief er seine Räte
zu sich und wollte mit ihnen darüber sprechen, wie dem Lande zu helfen sei.
Keiner wußte Rat. Da sagte der Kurfürst: „Ich bin betrübt, aber nicht mutlos.
Gott wird helfen. Morgen wollen wir weiter beraten." Darauf ging er in sein
Zimmer und betete zu Gott um Hilfe. Kaum hatte er fein Gebet verrichtet,
da standen Edelleute vor ihm und sprachen: „Die Not im Lande ist groß. Wir
wollen für die armen Bauern Vieh und Ackergeräte geben, damit sie die Felder
wieder bebauen können." Da war der Kurfürst hoch erfreut. Er lobte Gott,
der sein Gebet erhört hatte.
d) Großmut des Kurfürsten. Als der Kurfürst mit den Franzosen Krieg
führte, kam ein französischer Offizier zu ihm und erbot sich, den französischen
Feldherrn zu vergiften. Der Kurfürst hörte
seine Rede mit Verachtung an. Dann ent¬
ließ er den Verräter ungnädig und schrieb
an den feindlichen Feldherrn: „Nehmen
Sie sich in acht; es gibt Leute in Ihrem
Lager, die Ihnen nach dem Leben trachten."
Luise Henriette von Branden¬
burg.
Sechs Jahre nach seinem Regierungsan¬
tritt vermählte sich der Große Kurfürst mit
Luise Henriette, der Tochter des Statthalters
der Niederlande. Tief gerührt sah dieselbe
das Elend in ihrer neuen Heimat und be¬
schloß, den Armen zu helfen, so viel sie konnte.
An der Seite ihres Gemahls durchreisten
sie oft das Land und erschien den Not¬
leidenden wie ein rettender Engel. Bald war sie überall so beliebt, daß
viele Eltern ihren Töchtern den Namen Luise gaben. Als ihr erster Sohn
gestorben war, soll sie in tiefem Schmerz das schöne Lied: „Jesus, meine
Zuversicht" gedichtet haben. Leider war ihr nur ein kurzes Leben beschieden.
Bei den vielen Reisen durch das Land erkältete sie sich, wurde krank und
starb im Alter von 39 Jahren. Der Kurfürst betrauerte sie tief. Oft trat er mit
Tränen in den Augen vor ihr Bild und sprach leise für sich: „Luise, wärest
du doch mit deinem Rate bei mir!"
Friedrich I.
1. Erhebung Preußens zum Königreiche. Der Große Kurfürst hatte sein
Land groß und mächtig gemacht. Er besaß mehr Gebiet und Ansehen als mancher
König. Sein Sohn und Nachfolger war Kurfürst Friedrich III. Dieser trachtete
danach, König zu werden. Weil er ein deutscher Fürst war, brauchte er dazu
Luise Henriette,
Kurfürstin von Brandenburg.