Full text: Geschichte für die Mittelstufe (Nr. 12)

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Geschichte. 
6. Züge aus seinem Leben. 
a) Gottvertrauen des Großen Kurfürsten. Einst rief er seine Räte 
zu sich und wollte mit ihnen darüber sprechen, wie dem Lande zu helfen sei. 
Keiner wußte Rat. Da sagte der Kurfürst: „Ich bin betrübt, aber nicht mutlos. 
Gott wird helfen. Morgen wollen wir weiter beraten." Darauf ging er in sein 
Zimmer und betete zu Gott um Hilfe. Kaum hatte er fein Gebet verrichtet, 
da standen Edelleute vor ihm und sprachen: „Die Not im Lande ist groß. Wir 
wollen für die armen Bauern Vieh und Ackergeräte geben, damit sie die Felder 
wieder bebauen können." Da war der Kurfürst hoch erfreut. Er lobte Gott, 
der sein Gebet erhört hatte. 
d) Großmut des Kurfürsten. Als der Kurfürst mit den Franzosen Krieg 
führte, kam ein französischer Offizier zu ihm und erbot sich, den französischen 
Feldherrn zu vergiften. Der Kurfürst hörte 
seine Rede mit Verachtung an. Dann ent¬ 
ließ er den Verräter ungnädig und schrieb 
an den feindlichen Feldherrn: „Nehmen 
Sie sich in acht; es gibt Leute in Ihrem 
Lager, die Ihnen nach dem Leben trachten." 
Luise Henriette von Branden¬ 
burg. 
Sechs Jahre nach seinem Regierungsan¬ 
tritt vermählte sich der Große Kurfürst mit 
Luise Henriette, der Tochter des Statthalters 
der Niederlande. Tief gerührt sah dieselbe 
das Elend in ihrer neuen Heimat und be¬ 
schloß, den Armen zu helfen, so viel sie konnte. 
An der Seite ihres Gemahls durchreisten 
sie oft das Land und erschien den Not¬ 
leidenden wie ein rettender Engel. Bald war sie überall so beliebt, daß 
viele Eltern ihren Töchtern den Namen Luise gaben. Als ihr erster Sohn 
gestorben war, soll sie in tiefem Schmerz das schöne Lied: „Jesus, meine 
Zuversicht" gedichtet haben. Leider war ihr nur ein kurzes Leben beschieden. 
Bei den vielen Reisen durch das Land erkältete sie sich, wurde krank und 
starb im Alter von 39 Jahren. Der Kurfürst betrauerte sie tief. Oft trat er mit 
Tränen in den Augen vor ihr Bild und sprach leise für sich: „Luise, wärest 
du doch mit deinem Rate bei mir!" 
Friedrich I. 
1. Erhebung Preußens zum Königreiche. Der Große Kurfürst hatte sein 
Land groß und mächtig gemacht. Er besaß mehr Gebiet und Ansehen als mancher 
König. Sein Sohn und Nachfolger war Kurfürst Friedrich III. Dieser trachtete 
danach, König zu werden. Weil er ein deutscher Fürst war, brauchte er dazu 
Luise Henriette, 
Kurfürstin von Brandenburg.
	        
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