B. Brandenburgisch-preußische Geschichte.
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um zu sehen, was die Soldaten können. Ganz besonders sorgt der Kaiser für
die Flotte. Die Zahl der Kriegsschiffe wird vermehrt, ihre Ausrüstung ver¬
bessert. Sein Bruder, der Prinz Heinrich, und sein dritter Sohn, Prinz
Adalbert, sind Seeoffiziere. Die Kriegsschiffe sind notwendig, um die deut¬
schen Küsten gegen feindliche Schiffe zu verteidigen, unsere Handelsschiffe auf
dem Meere und die Deutschen in ferneren Ländern zu schützen.
8. Der Arbeiterkaiser. Den Armen und Bedrängten will der Kaiser ein
Helfer sein. Den Leuten aus dem Arbeiterstande wendet er seine besondere
Fürsorge zu. Die Gesetze, die schon sein kaiserlicher Großvater zum Wohle der
Arbeiter gegeben hat, sind noch durch neue vermehrt worden. Jeder, der bis
zum 70. Lebensjahre gearbeitet hat, bekommt eine Altersrente. Wird ein Ar¬
beiter durch Krankheit dauernd arbeitsunfähig, so erhält er eine Invalidenrente.
Auch ist dafür gesorgt, daß die Arbeiter in den Fabriken nicht zu lange beschäftigt
werden und an Sonn- und Feiertagen ausruhen können.
9. Der Förderer des Bolkswohles, der Wissenschaft und Kunst. Die
Hauptsache für die Arbeiter ist aber die, daß sie Beschäftigung haben. Darum
schützt und fördert der Kaiser den Handel und Verkehr, die Industrie, das Hand¬
werk und die Landwirtschaft. Nene Eisenbahnen und Kanäle werden gebaut,
neue Fabriken entstehen, öde Länderstrecken werden urbar gemacht.
Auch pflegt der Kaiser die Wissenschaft und Kunst. Die Schulen, hohe und
niedere, werden gebessert. Für die Männergesangvereine sind auf Veranlassung
des Kaisers Liederbücher mit den schönsten vierstimmigen Liedern fertiggestellt
worden, welche man die „Kaiserbücher" nennt. Die Maler und Bildhauer
besucht der Herrscher in ihrer Werkstatt und spricht mit ihnen über ihre Arbeit.
Er sorgt dafür, daß sie Beschäftigung haben. Berlin hat viele schöne Denkmäler
durch ihn erhalten. Auch sonst sind im deutschen Vaterlande zahlreiche Denk¬
mäler errichtet, und der Kaiser nimmt gern teil an ihrer Einweihung. Alte
Burgen im Lande läßt er wiederherstellen und ausschmücken.
10. Arbeit und Erholung. Unser Kaiser hat sehr viel zu arbeiten. Früh
morgens um 6 Uhr steht er auf. Nach dem Ankleiden nimmt er mit der Kaiserin
das Frühstück ein und liest mit ihr zusammen einen Abschnitt aus Gottes Wort.
Dann beginnt die Arbeit, die den ganzen Tag über dauert. Er besichtigt die
Soldaten, hört die Vorträge der Minister und Räte und bespricht mit ihnen
wichtige Dinge, oder er liest und beantwortet die Briefe, die er jeden Tag in
großer Zahl erhält. Zur Erholung weilt er gern in seiner Familie, oder er macht
einen Spazierritt. Mitunter begibt er sich einige Tage auf Jagd, und einmal
im Jahre macht er eine große Meerfahrt.
11. Auf Reisen. Um sein Land und Volk kennen zu lernen, macht der
Kaiser oft Reisen. Wo er erscheint, da jubelt ihm jung und alt zu. Minden-
Ravensberg hat er mehrmals besucht, nicht nur zu Paraden und Manövern,
sondern auch bei sonstigen Gelegenheiten. Meistens war die Kaiserin bei ihm.
1896 erschien er zur Einweihung des Denkmals, das die Provinz Westfalen dem
Heldenkaiser Wilhelm I. an der Porta errichtet hat.