Object: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

Die französische Revolution. 
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tag gegen Frankreich erheben, weil die Aufhebung der Standesvorrechte 
durch die konstituierende Nationalversammlung die Rechte deutscher Fürsten 
in ihren elsässischen, lothringischen und burguudischen Besitzungen verletzt 
hatte. Trotzdem ließen sich der vorsichtige Kaiser Leopold II. (1790-1792) 
und Friedrich Wilhelm II. von Preußen (1786—1797) weder von den 
Emigranten noch von Katharina II. von Rußland (1762 —1796), 
die gern in Polen freie Hand gehabt hätte, zum Kriege verlocken. Aus 
einer Zusammenkunft in Pillnitz (bei Dresden) 1791, wo auch Gras 
Artois sich einfand, verständigten sich Leopold und Friedrich Wilhelm nur 
über eine Erklärung zugunsten Ludwigs XVI. Aber schon diese stellte die 
Kriegspartei in Paris als Drohung hin und benutzte sie, um deu König 
des geheimen Einverständnisses mit dem Ausland zu bezichtigen. 
Als nun Leopold am 17. Januar 1792 Einstellung der Rüstungen 
an den Grenzen und Entschädigung der durch die Beschlüsse der Eonsti- 
tuante benachteiligten Reichsstände forderte, erscholl als Antwort aus der 
Nationalversammlung gleichsam ein wildes Kriegsgeheul, das für Freiheits- 
schwärm er die Trugworte gebrauchte: „Friede den Hütten, Krieg den Pa- 
lösten!" Auf Betreiben Lafayettes trat an die Stelle des Feuillants- 
mimsteriums ein girondistisches Ministerium Dumouriez-Roland. 
Der ehrgeizige General Dumouriez redete bereits von Vergrößerung Frank- 
reichs bis zu seinen „natürlichen Grenzen" Rhein und Alpen. Der Krieg 
sollte den leeren Staatssäckel süllen und die Waffenfähigen außer Landes 
beschäftigen, damit der König sich ihrer nicht zur Wiederherstellung seiner 
Macht benutzen könnte. Am 20. April 1792 mußte Ludwig XVI. dem 
„König von Ungarn und Böhmen", seinem Neffen Kaiser Franz II. 20. Aprn 
(1792—1806, als Kaiser von Österreich —1835), und dem König von 1792, 
Sardinien den Krieg erklären. Preußen, mit Österreich verbündet, 
erklärte jetzt seinerseits Frankreich den Krieg. So begann das mehr als 
zwanzigjährige Ringen zwischen dem Geiste des Umsturzes und den Mächten 
der alten Ordnung in Europa, ein Kampf, der unendlich viele Opfer 
forderte, das hl. römische Reich zertrümmerte und auch für Italien eine 
völlige Umgestaltung herbeiführte. Was die Girondisten zunächst mit 
dem Krieg beabsichtigten, den Sturz des Königtums, das erreichten 
sie; die Gewalt aber entwand ihnen ein Stärkerer, der roheste Jakobi- 
nismus der Partei eines Robespierre. 
Als Ludwig XVI. sich weigerte, die gegen die eidweigernden Priester, 
über 40000 pflichtgetreue Diener Gottes und der Menschheit, vom Mini¬ 
sterium Roland verfügten Strafbeschlüsse, die auf Deportation lauteten, zu 
unterzeichnen, besaß dieser die Verwegenheit, einen von seiner Frau verfaßten 
Drohbrief gegen den König zu veröffentlichen und erhielt daher feine Ent¬ 
lassung. Ludwig sah voraus, was die Anwendung seines Vetorechtes be- 
wirken werde. Am Jahrestag des Ballhausschwures (20. Juni 1792) Juni 
machten die „Sansculotten" der Vorstädte St. Antoine und St. Marcel 1792.
	        
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