Full text: Die fremden Erdteile, (Wiederholung über Sachsen) (4)

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nennen. Und Indien ist wirklich eine Perle unter den englischen Besitzungen, 
ausgezeichnet durch üppige Fruchtbarkeit, die erzeugt wird durch die Glut 
der heißen Zone, verbunden mit reichlicher Bewässerung. Vor dem Nord- 
winde schützen die Felsenmaueru des Himälaja. Schon sein Name (Wohnung 
des Schnees) deutet seine Höhe an. Seine Gipfel (Ganrisankar, englisch 
Mount [mannt] Everest) reichen bis fast 9000 in empor. An seinem Fuße 
wiegen sich die Palmen im Winde, an seinen Abhängen wächst Tee u. 
Kassee; in Höhenlagen, die in Europa schon im Schnee starren (Schnee- 
grenze 5000 in, in den Alpen 2500 in), gedeihen noch Getreide u. Obst, 
bis 4000 m steigen die Nadelwälder empor, Schling- u. Schmarotzerpflanzen 
umwinden die Baumriesen mit grünen u. bunten Ranken. Dann endlich 
folgen Schneewüsten u. sich übereinander türmende Gletscher, n. aus ihnen 
steigen ungeheure Bergriesen empor, die im Blau des Himmels verschwinden. 
Drei große Ströme entsendet der Himalaja nach Indien: 1. Brahmaputra 
(Sohn des Brahma, eines indischen Gottes), 2. Ganges (Strom), der 
größte Strom Indiens, der heilige u. Nationalstrom der Hindus (vergl. 
Rhein, Theiß, Nil, Jordan): ein Trunk aus seiner Quelle, ein Bad in 
seinen Fluten machen sündenrein; sein Wasser macht das Land fruchtbar, 
Wassermangel bedeutet Hungersnot; seine Mündung ist eine weite Sumpf- 
Landschaft, mit hohem Rohr bewachsen, die Heimat der Cholera (vergl. Po, 
Quelle im Hochgebirge, Lauf in der Ebene, im N einer Halbinsel). 3. Indus 
(der Bewässerer) durchströmt das fruchtbare Fünfstromland, in dem jährlich 
zweimal reiche Ernten an Getreide, Zuckerrohr u. Baumwolle gewonnen 
werden, n. dann eine unabsehbare Grassteppe, die durch Reichtum an Salz 
wichtig ist; seine Mündung verästelt sich so, daß sie für die Schiffahrt 
unbrauchbar wird. Die Ströme der Halbinsel selbst sind von geringer 
Bedeutung, da sie meist sehr flach sind. Die Halbinsel bildet eine Hoch- 
fläche, an den Küsten begrenzt durch Gebirgsketten; die östliche ist niedriger 
u. läßt einen breitern Küstensaum mit flachem, hafenarmem Strande. Der 
Lauf der Flüffe zeigt, daß sich die Hochfläche nach 0 zu senkt. Die Be- 
Wässerung durch den Regen hängt von den Monsunen ab; während unsers 
Sommers weht er aus SW, während unsers Winters aus NO u. bringt 
der betreffenden Küste Regenzeit. Durch die Flüsse zieht die Ostküste auch 
von der Regenzeit der Westküste Nutzen. In den Niederungen herrscht das 
Fieber, in dem südl. Gebirgsriegel sind Kurhäuser als Genesungsheime 
errichtet. Die Pflanzenwelt zeigt die Riesen unter den Bäumen: den 
heiligen Feigenbaum, dessen Luftwurzeln einen ganzen Wald um den 
Mutterstamm bilden. Sein Milchsaft liefert Kautschuk, die Stiche einer 
Schildlaus in die jungen Triebe erzeugen Gummilack, woraus Farben u. 
Schellack gewonnen werden. Noch wichtiger ist die Kokospalme, die gern 
den Meeresstrand umsäumt. Ihr Saft liefert Arrak u. Zucker, ihr Stamm 
Bauholz; ihre Wurzeln werden zu Körben geflochten, ihre 5 in langen 
Blätter dienen zum Dachdecken, als Sonnenschirme, zu Papier u. Fackeln, 
die Blattrippen als Stöcke; das Herz der Blätterkrone liefert wohl- 
schmeckenden Palmkohl, die Schalen der Frucht Trinkgefäße, ihr. Kern 
Trank u. Speise. In Europa wird der Kern zu Seife, Kerzen n. Ol ver- 
arbeitet. Nahrung liefert auch die Banane; deren 30—80 Pfund schwere,
	        
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