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Scharen herbei zum Kampfe fürs Vaterland, und aus den Reihen der
Krieger erstanden die größten Feldherren. Mit unwiderstehlicher
Begeisterung kämpften die neu gebildeten Heere gegen die Armeen der
verbündeten Fürsten. In kurzem waren diese über den Rhein zurück¬
geworfen. Preußen schloß deshalb im Jahre 1795 zu Bafel Frieden
mit der Republik, und Österreich setzte den Kampf allein fort. Aber
NapoleonBonaparte*), der zum Oberbefehlshaber in Italien ernannt
wurde, führte die Franzosen von Sieg zu Sieg und nötigte dadurch
auch die Österreicher zum Frieden (1797 zu Campo Formio). _ Wenige
Jahre darnach war er der gewaltigste Mann Europas.
47. Die Franzosen in Würzburg (1796 und 1800).
1. Erster Einfall Der Franzosen in Franken. Die Kriege der Franzosen
mit dem Deutschen Reiche spielten sich zuerst jenseits des Rheines ab. Im
Sommer 1796 jedoch drang ein französisches Heer unter Jonrdan gegen Franken
vor. Die Österreicher, welche in der Nähe von Würzburg standen, zogen sich vor
dem überlegenen Feinde zurück, und die Stadt wurde am 24. Juli 1796 von den
Franzosen besetzt. Stadt und Fürstentum mußten äußerst beträchtliche Lieferungen
an Lebensmitteln aller Art leisten und außerdem eine Kontribution (Kriegssteuer)
von 5 Millionen Francs (4 Millionen ML) zahlen.
2 Tchlacht bei Wnrzbnrg. Indessen war das französische Hauptheer gegen
die österreichische Grenze vorgerückt, war aber durch die Österreicher unter Erzher¬
zog Karl bei Neumarkt i/O. aufs Haupt gefchlagen wörden. In wilder Flucht
zog es sich brennend und sengend über Bamberg und Schweinfurt gegen Würzburg
zurück. Erzherzog Karl folgte ihm eiligst, indem er die gerade Straße von Bam-
berg über Ebrach und Dettelbach einschlug. Er erreichte es am 2. Sept. 1796.
Am darauffolgenden Tage kan: es nun in der nächsten Umgebung Würzburgs, in
der Gegend zwischen Pleichseld, Kürnach und Lengfeld bis an die Aumühle,
zur Entscheidungsschlacht. Nach hartem und anfänglich für die Franzosen günstig
verlaufenem Kampfe wurden sie besiegt und eilten über Güntersleben, Retzstadt rc.
an den Rhein. Im Spessart und Odenwald wurden noch viele Flüchtlinge des
versprengten Heeres von den erzürnten Bauern erschlagen. Die französische Be¬
satzung aus der Festung Marienberg machte den Versuch, sich zu ihrem Heere durchzu¬
kämpfen; aber ein am Vierröhrenbrunnen aufgestelltes österreichisches Regiment,
das durch eine Kanone eine mörderisches Feuer gegen die über die Brücke kommen¬
den Franzosen unterhielt, warf sie zurück und nahm sie gefangen. Erzherzog Karl
zog in Würzbnrg ein, besichtigte den Marienberg und nahm Nachtquartier im
Kloster Oberzell. Für einige Jahre hatte nun Franken Ruhe.
*) Napoleon war der Sohn eines korsischen Edelmannes und wurde zu
Ajaccio am 15. August 1769 geboren. Seine militärischen Studien machte er in
der Kriegsschule zu Brienne und in der Militärschnte zu Paris, dann trat er als
Artillerielieutenant in die französische Armee ein.