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eine technische Hochschnle, Präparandenfchulen und Lehrerinnenseminare
wurden errichtet, die Schulordnungen und Lehrpläne verbessert. Ebenso
war Ludwig ein Freund der Künste. Besonders hatte sich die
Musik, die Baukunst und das Kunstgewerbe seiner Vorliebe zu erfreuen.
Die großartigen Schloßbauten Neufchwanstein, Linderhof und
Herrenchiemsee liefern Den besten Beweis für feinen hohen Kunst¬
sinn. Die prachtglänzende Einrichtung derselben ließ er fast durchweg
in Bayern anfertigen; darum hat sich das bayerische Kunstgewerbe seit¬
dem ungemein gehoben. Mit Verehrung blickte das Bayernvolk zu
seinem Herrscher empor, und die Gedenkfeier der 700 jährigen Regierung
des Hauses Wittelsbach über Bayern (1880) war ein Freudenfest im
ganzen Lande. Mit dem Ehrengeschenke, das ihm sein Volk bei dieser
Gelegenheit übergab, begründete er die Wittelsbacher Landesstiftung
zur Förderung der Industrie und des Handwerks.
4. Sein Ende. Leider war Ludwig in seinen letzten Lebensjahren
nicht mehr bei voller Gesundheit, er war geisteskrank. Man brachte ihn
darum endlich nach Schloß Berg am Starnbergersee, wo ihm ärztliche
Pflege zu teil werden sollte. An feine Stelle war am 10. Juni 1886
eine Regentschaft getreten. Am 13. Juni abends machte der kranke
König in Begleitung seines Arztes einen Spaziergang im Parke des
Schlosses. Dabei geriet er in den See, wo er mit dem Arzte, der ihn
retten wollte, den Tod fand. Überall im Bayernlande bedauerte man den
unglücklichen Fürsten auf's innigste.
5. Sein Nachfolger. Die Königswürde ging nun auf feinen
Bruder Otto über; aber auch dieser ist in gleicher Weise erkrankt.
Darum mußte sein Oheim, Prinz Luitpold, als „des Königreichs
Bayern Verweser" die Regierung des Landes übernehmen.
57. Prinz-Regent Luitpold von Bayern
(seit 10. Juni 1886).
1. Jugendzeit und Ausbildung. Prinz - Regent Luitpold wurde
als dritter Sohn Ludwig I. am 12. März 1821 im Residenzschlosfe
zu Würzburg geboren. Wie seine Geschwister erhielt auch er eine aus¬
gezeichnete Erziehung. Besonders rasch und gern lernte er Sprachen,
weshalb er heute imstande ist, sich mit fast sämtlichen Gesandten am
Münchner Hofe in ihrer Landessprache zu unterhalten. Aber auch
die körperliche Ausbildung wurde nicht vergessen und durch einfache