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Brandenburgisch.preußische Vorgeschichte.
unterworfen werden. Mit den Einkünften des Landes aber wußte er
gut hauszuhalten, und so konnte er die Herrschaft Zossen kaufen und
sogar an die Gründung einer Hochschule in Frankfurt a. O. denken.
Weil er selbst den Wert der geistigen Bildung kannte, so wollte er,
daß die Märker, welche damals in allen Wissenschaften weit hinter
den meisten andern Deutschen zurückstanden, nicht länger den Wissen¬
schaften fremd bleiben sollten. Doch erlebte er die Vollendung des
großen Werkes nicht mehr, da er schon 1499 starb. Erst unter der
Regierung seines Sohnes wurde die Hochschule eingeweiht. (1506).
Johann Cicero war der erste Hohenzoller gewesen, der unter den
Märkern aufgewachsen war, daher auch wie sie fühlte und dachte
Während seine Vorfahren in der fränkischen Heimat ruhen, fand er
ferne letzte Ruhestätte im Dom zu Köln ct. d. Spree, über welcher
sich ein schönes Denkmal erhebt, das von der Meisterhand Peter
Vischers aus Nürnberg stammt.
2. Joachim 1. Nestor 1499-1535. Im jugendlichen Alter
von 15 Jahren kam er zur Regierung, deshalb wagte es ein Teil
des Adels, das alte Unwesen der Fehden und Räubereien wieder auf¬
leben zu lassen, teils geschah es aus Bedrängnis, teils aus Rauf¬
und Raublust. Selbst von den Hofleuten des Fürsten nahm mancher
an den nächtlichen Streifzügen und Raubfahrten teil. Aus dieser
unheilvollen Zeit stammt das Schutzgebet der armen Landleute:
„Vor Köckeritze und Lüderitze,
vor Krachten und vor Jtzenplitze
behüt uns lieber Herre Gott!"
Aber Joachim zeigte dem Adel bald, daß er trotz seiner Jugend
das Recht kräftig schützen und die Übelthäter ohne Unterschied des
Standes bestrafen wollte, und ließ einen Herrn aus seinem Hofstaate,
der sich an der Beraubung eines Kaufmanns beteiligt hatte, ohne
Gnade hinrichten. Darüber waren die adeligen Herren sehr aufge¬
bracht, und einer von ihnen schrieb die Drohung an die Thür von
des Kurfürsten Schlafkammer:
„Jochimken, Jochimken, höde Dy,
Wo rot) Dy kriegen, hängen wy Dy!"
Sie lauerten dem Kurfürsten bei einer Jagd im Köpenicker
Walde auf und wollten ihn gefangen nehmen; aber Bauern verrieten
diesen Anschlag, und die Empörer bezahlten das Wagnis mit dem
Leben. Nun griff der Kurfürst mit aller Strenge durch. Seine
Landreiter zogen gegen die Landbeschädiger und Wegelagerer aus und