Full text: Schaumburgische Geschichte

Die Mark. Um das Dorf herum wurde nun der Wald 
ausgerodet. Das Holz wurde teilweise nach Hause geschafft, um 
im Winter als Brennholz Schutz gegen die Kälte zu geben, teils 
wurde es auf einen Haufen geschleppt und gleich an Ort und Stelle 
aufgebrannt. So entstand um das Dorf herum ein großes freies 
Feld, das die Mark genannt wurde. Da alle Ansiedler daran 
geholfen hatten, so gehörte sie auch allen, sie wurden also Mark¬ 
genossen und bildeten eine Markgenossenschaft. Jede 
Markgenossenschaft hatte ihre Feldmark nach der Güte des Bodens 
in mehrere Teile — Gewannen — eingeteilt. Jede Gewanne 
war wieder in soviele schmale Streifen eingeteilt, als Ansiedler 
dawaren. Diese einzelnen Streifen wurden dann unter die 
Ansiedler verlost, sodaß jeder von dem guten und schlechten 
Lande seinen Anteil erhielt. Jeder Streifen war so groß, 
daß er an einem Morgen von einem Gespanne umgepflügt oder 
von einem Manne abgemäht werden konnte. Daher stammt noch 
heute der Ausdruck Morgen für eine bestimmte Ackerfläche. Jedes 
Jahr wurde eine neue Verlosung vorgenommen, bis sie in späterer 
Zeit unterblieb und jeder Markgenosse das Stück behielt, welches 
er zuletzt in Benutzung gehabt hatte. Um dem Nachbarn bei der 
Bestellung keinen Schaden zuzufügen, mußten alle zu gleicher Zeit 
pflügen, säen und ernten und alle die gleiche Frucht bauen. Nach' 
dem der Acker einige Jahre hintereinander mit Getreide bestellt 
gewesen war, blieb er längere Jahre unbenutzt liegen: Brache*). 
Die Allmende. Um die Feldmark zog sich in weitem 
Umkreise der Markwald hin, der gemeinsamer Besitz aller war. 
Vor dem Markwalde befanden sich Weiden und Anger, auf denen 
die Markgenossen gemeinsam ihr Vieh weiden ließen. Die Hude 
nnd der Wald gehörten allen gleichmäßig, man nannte sie deshalb 
Allmende (entstanden aus „alle Mannen"), während Haus, Hof 
und Garten, die jedem als Eigentum gehörten, Allod hieß. 
Zwischen benachbarten Markgenossenschaften bildete oft ein 
weiterer Wald, der sich in schmaler Gestalt zwischen zwei Mark¬ 
wäldern hinzog, die Grenze. Diese Grenzwälder führen im Schanm- 
*) Erst in neuerer Zeit ist die alte Einteilung der Feldmark bei der Ver¬ 
koppelung verschwunden.
	        
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