Full text: Schaumburgische Geschichte

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mann sah, daß sein Bruder nur noch ein Auge hatte. „Ich sehe, 
baß Du nur noch ein Äuge halt, was hast bu für bas verlorene 
bekommen?" — „Diese golbene 'Kette unb bie römische Ritter¬ 
würbe," entgegnete Flavins stolz. Spöttisch rief Hermann: „Wie 
leicht ist es boch, ein Knecht zu werben!" — Ergrimmt barüber 
wollte Flavins nach biesen Worten sich in bie Weser werfen, um 
mit seinem Bruber zu kämpfen, aber bie Römer hielten ihn zurück. 
f Die Schlacht aus dem Jdistavisusselde. Am fol- 
genben Tage überschritten bie Römer ben Fluß unb kamen auf bas 
Jbistavisusfelb. Dieses lag zwischen ber Weser unb ben Anhöhen 
vor bern Süntel. Dort lagerten sie sich. Die römische Reiterei 
überschritt ben Strom weiter aufwärts und würbe von ben Che¬ 
ruskern in verstellter Flucht in ein enges Walbtal gelockt unb bort 
fast vollstänbig vernichtet. Am Abeub versammelten sich Hermann 
und die deutschen Fürsten in einem heiligen Haine — dem Harrl —, 
um sich durch Opfer die Götter geneigt zu machen und den Sieg 
zu erflehen. Ihre Völker standen auf den Anhöhen, die sich von 
Welsede und Rohden bis Weibeck ziehen und auf denen die Dörfer 
Segelhorst, Barksen, Zersen, Wickbolsen, Bensen, Habbesen unb 
Höfingen liegen. Die Cherusker stauben in ber Mitte ber Auf¬ 
stellung, um sich im gegebenen Augenblicke auf bie Römer zu stür¬ 
zen. Am anberen Morgen begann die Schlacht, die vom Morgen 
bis in die Nacht dauerte. Die Cherusker brachen zu früh los und 
gerieten in ein furchtbares Handgemenge mit ben Römern. Gleich¬ 
zeitig aber umging' ein Teil ber Römer ben Finnen- und Schweine¬ 
berg und fiel den Deutschen in bie Seite. Ein Teil ber Deutschen 
konnte sich noch rechtzeitig in bie Schluchten bes Süntels retten, 
die Cherusker aber suchten sich stromabwärts durchzuschlagen. Dabei 
kamen viele um, auch fanden viele ihren Tod in der Weser, die 
sie zu durchschwimmen suchten, und unter den einstürzenden Ufern 
des Stromes. Auch Hermann war uerrounbet unb geriet in große 
Gefahr. Um sich unkenntlich zu machen, hatte er fein Gesicht mit 
seinem Blute bestrichen. Das unb sein schnelles Pferb retteten ihn. 
Auf bem Schlachtfelbe errichteten bie Römer einen Hügel als 
Siegesmal, legten bie erbeuteten Waffen barauf unb schrieben unten 
bie Namen ber besiegten Völker daran. *) 
_ *) Die Lage des Jdistavisusfeldes ist zweifelhaft. Ein neuerer Forscher, 
Professor Knoke, verlegt die Schlacht in die Gegend von Eisbergen.
	        
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