Full text: [Bd. 1, [Schülerband]] (Bd. 1, [Schülerband])

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IV. Die Schranzen nahten leise, da hob er nur den Kopf, 
Und knurrte; hei! sie flohen, als hielt er sie am Schopf. »Der 
Marschall einstolziret, den springt er grimmig an, 1Und schnell 
hinaus zur Pforte treibt er den stolzen Mann. 
V. iNun Herzog Leupold nahet mit leichtem Jünglingsschritt, 
»Es kennt der Hund von weitem des Kaisersohnes Tritt; Er eilet 
ihm entgegen und wedelt mit dem Schwanz, 1Umhüpft ihn auf 
zwei Beinen in freundelichem Tanz. 
VI. IDie Tatzen auf den Schultern, gibt er ihm manchen 
Kuß, ?Der Herzog sanst erwiedert durch Streicheln seinen Gruß; 10. 
sJeht schiebt er ihn zur Seite, rasch wandelnd hin zur Schwell: 
1Da springt der Hund inzwischen mit Winseln und Gebell. 
VI. Nund laßt mit Kraft den Mantel und zerrt den Herrn 
zurück, ? Und schmeichelt ihm nun wieder mit flehentlichem Blick. 
Schon ward der Herr unwillig und gab ihm einen Stoß, Und 15. 
gieng in Doppelschritten rasch auf die Thüre los. 
vin Der Hund kenut seine Pflichten und setzet nach in 
Hast; Am Halse schnell den Kragen er fest dem Herzog faßt. 
Da ballt die Faust Herr Leupold und gibt ihm einen Schlag; 
Der Hund hält nie mehr Wache: wohl war's sein letzter Tag. 
IR. lWie klug nun auch der Herzog die Flucht in Eile nahm, 
2Nur allzubald die Mähre vor Albrechts Ohren kam: 2Man habe 
vor der Thüre den Hund gefunden todt, Erschlagen ohne Zweifel: 
der Boden sei noch roth. 
dDer Herr, unmaßen grimmig, berief den ganzen Hof: 25. 
2Die Ritter und die Frauen, den Knappen und die Zo, Die 
Söhne mit Herrn Hansen; dem war er nimmer gut, Ihn zieh 
er schon im Stillen des treuen Packans Blut. 
Xi. Der Hof war nun versammelt, der Herr im Thronstuhl 
sitzt: ?Sein vorgetretnes Auge, ganz blutdurchströmet, blitzt; Es 30. 
bebet ihm die Lippe, ha! furchtbar anzuschaun; 1Darum wohl 
fühlet Leupold im Herzen heimlich Graun. 
I. Nun donnert Kaiser Albrecht: „der Hund war meine 
Lust, ?Das war von euch wohl jedem seit Jahren her bewußt. 
Mecht mich ins Herz zu kränken, traf ihn der Todesschlag; Doch 35. 
zittern mag der Mörder! Die That muß an den Tag. 
Ti Wer mir den Thäter kündet, und sei's ein schlechter 
Knecht, ?Belohn' ich reich mit Gütern aus vollem Kaiserrecht. 
Doch weh dem falschen Mörder! Er soll von meinem Thron 
Entfliehen wie ein Bettler, und wär's mein eigner Sohn!“ 
XIV. Da siehet Leupold beben der schöne Friederich; ?Schnell 
zu des Vaters Füßen hin wirft er flehend sich Und ruft: „Ver⸗ 
zeihung, Vater! Ich schlug den Packan todt: Er fiel mich an so 
wüthend; es that mir wahrlich Noth.“ 
XV. ind Albrecht, sich vergessend, die Hand empor nun 45. 
schwingt: Doch schneller aus den Schaaren, vorfliegend, Leupold 
dringt Und fängt die Hand des Kaisers und rufet: „Vater, halt! 
iMich trifft ja nur nach Rechten nun deines Zorns Gewalt. 
VI. Mein Frieberich, nicht lüge! Wie bist du gar so gut! 
5.
	        
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