Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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der Sterbende: „Freund, das ist mein größter Schmerz, daß ich 
dir deine Wohlthat nicht einmal vergelten kann; aber Alexander 
wird sie dir vergelten. Und dem Alexander werden die Götter 
die Großmnth lohnen, die er an meiner Mutter, meiner Ge¬ 
mahlin und meinen Kindern geübt hat. Ich reiche ihm hier 
durch dich meine Rechte." Der Soldat ergriff die schon erstarrte 
Hand, und Darius verschied. Gleich darauf kam Alexander her¬ 
beigeritten. Er war sehr bewegt bei dem Anblick, breitete seinen 
Mantel über den königlichen Leichnam und ließ ihn mit großer 
Pracht bestatten. Der schändliche Mörder aber, den er bald 
darauf gefangen nahm, wurde hingerichtet. 
49. Alexanders letzte Thaten. 
1. Alexander und Klitns. — Alexander war jetzt 
Herr des ganzen großen Perserreiches. Er legte den persischen 
Königsschmuck au, umgab sich nach Art der persischen Könige mit 
einem glänzenden Hofstaate und forderte, daß man nach morgen¬ 
ländischer Sitte sich vor ihm niederwerfen sollte. Schmeichler 
priesen seine Thaten über alle Maßen und machten ihn dadurch 
so übermüthig, daß er sich selbst zu Grausamkeiten fortreißen 
ließ. Einst, bei einem schwelgerischen Gelage, wurde er über 
die größten Helden des Alterthums erhoben und einem Gotte 
gleichgestellt. Sein Feldherr Klitus widersprach heftig diesen 
Lobeserhebungen. „Alexander", rief er, vom Weine erhitzt, 
„Alexander hat seine Thaten nicht allein verrichtet, das Meiste 
haben seine Krieger gethan. Größer als er war sein Vater 
Philippus". Man sah, wie Alexander über diese Reden von 
Zorn erglühte und führte den Klitus rasch hinweg. Aber bald 
kehrte er in den Saal zurück und wiederholte noch eifriger seine 
vorige Behauptung. Da riß Alexander, außer sich vor Wuth, 
einem der Umstehenden die Lanze aus der Hand und durchbohrte 
denselben Mann, der ihm in der ersten Schlacht gegen die Perser 
das Leben gerettet hatte. Alsbald ergriff ihn Reue und Entsetzen
	        
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