Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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über seine blutige That. Drei Tage lang wollte er weder essen 
noch trinken, lag weinend und seufzend auf seinem Lager und 
rief unaufhörlich: „Klitus, Klitus"! Nur allmählich gelang es 
dem Zuspruch seiner Freunde, ihn zu beruhigen. 
2. Alexander in Indien. — Seine unersättliche 
Ruhmbegierde trieb ihn zu neuen Thaten. Auch Indien, das 
reiche Land des Ostens, wollte er jetzt seiner Herrschaft unter- 
thänig machen. Er führte sein Heer über den großen Indus- 
strom, vou welchem das Land seinen Namen hat, eroberte viele 
Städte und besiegte mehrere indische Könige, die mit einer Menge 
von Streitwagen und riesigen Elephanten gegen ihn in die 
Schlacht rückten. Keine Gefahr beugte seinen Muth; überall war 
er der tapferste im Streite; unablässig strebte er vorwärts. 
Endlich aber wurden seine Krieger unruhig und weigerten sich, 
weiter zu ziehen. „Du führst uns von Land zu Land, von 
Kampf zu Kampf", riefen sie verdrossen aus. „Wenn wir dir 
folgen, werden wir unsere Heimath nimmer wiedersehen." Da 
mußte er sich zur Umkehr entschließen. Er theilte das Heer in 
zwei Theile: die eine Hälfte machte den Rückzug zu Wasser unter 
einem seiner Feldherrn; die andere führte er selbst zu Lande 
zurück. Nach unsäglichen Beschwerden und Entbehrungen kam er 
wieder nach Persien. 
3. Alexanders Tod 323. — Seine heldenmütigen 
Krieger belohnte er für ihre Thaten auf's reichlichste. Um Sie¬ 
ger und Besiegte einander näher zu bringen und fester zu ver¬ 
einigen, gab er vielen seiner Macedonier persische Frauen; er 
selbst vermählte sich mit einer Tochter des Königs Darms. 
Perser und Griechen sollten zu einem einigen Volke zusammen¬ 
wachsen und neue Eroberungen die Grenzen des ungeheueren 
Weltreiches noch weiter ausdehnen. Zu seinem Herrschersitze er¬ 
kor er die alte, berühmte Stadt Babylon. Aber mitten in 
seinen großen Plänen erkrankte er plötzlich: die vielen Anstren¬ 
gungen, welche er sich zugemuthet, und wohl auch das schwel¬ 
gerische Leben, dem er sich zuletzt ergeben hatte, stürzten ihn in
	        
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