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und blind war, seit lange den Senat nicht mehr besucht hatte.
„Wie, Römer," rief er aus, „ihr könntet solche Vorschläge an¬
nehmen'? Bisher habe ich den Verlust meiner, Angen bedauert;
jetzt möchte ich auch noch taub sein, um nicht eure unwürdigen
und feigen Rathschläge hören zu müssen. Gedenket eurer Väter,
die nimmer im Unglück den Muth verloren!" Diese Worte
wirkten. ^ Der Gesandte erhielt die Antwort: „Rom macht nicht
eher Frieden, als bis Pyrrhns Italien geräumt hat." Als er zu
dem König mit diesem Beschlusse zurückkehrte, sagte er: „€
Pyrrhus, nicht gegen einen, sondern gegen viele Könige hast
du den Kampf unternommen; denn wahrlich! der römische Senat
ist eine Versammlung von Königen."
4. IlabjMmif. — Bald darnach schickten die Römer wegen
Auslösung der Gefangenen den Rathsherrn s^abricius an den
Pyrrhus. Fabricius hatte die höchsten Stellen im Staate bekleidet,
lebte aber in der größten Einfachheit. Das einzige silberne Ge-
räth in seinem Hanse war ein kleiner Becher/ Doch er war zu¬
frieden und begehrte gar nicht nach Schätzen. Als Pyrrhus seine
Freundschaft durch reiche Geschenke erkaufen wollte, wies er sie
zurück. Am andern Tage wollte der König seine Unerschrockenheit
prüfen. Er ließ in dem Zelte, in welchem er sich mit ihm unter¬
redete, seinen größten Elephanten heimlich hinter einem Vorhang
aufstellen. Während des Gesprächs ward der Vorhang plötzlich
weggezogen, und der Elephant streckte mit furchtbarem Gebrüll
seinen Rüffel über des Fabricius Kopf hin. Aber dieser blieb
ganz gelassen und sagte zu dem Könige: „So wenig mich gestern
dein Gold gereizt hat, so wenig schreckt mich heute dein Elephant."
Pyrrhus staunte über den heldenmütigen Mann. Gern hätte er
mit den Römern Frieden geschlossen. Aber die stolzen Feinde
wollten sich nicht darauf einlassen, so lange der König noch in
Italien stehe. So kam es abermals zu einer Schlacht. Wieder
siegte Pyrrhus; aber er verlor so viele seiner Krieger, daß er
besorgt ausrief: „Noch ein solcher Sieg, und ich bin verloren!"
5. Der Arzt des Pyrrhus; Sieg ber Römer
275. — Nicht lange darnach sollte er den Fabricius noch höher