Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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daß Einer über sie Herr sei. Sie kamen insgeheim zusammen 
und schwuren dem Cäsar den Tod. An ihrer Spitze stand Bru¬ 
tus, ein Mann, dem Cäsar die größten Wohlthaten erwiesen 
hatte. Er glaubte sich um das Vaterland verdient zu machen, 
wenn er es von dem neuen Herrscher befreie, wie ja ein älterer 
Brutus der Königsherrschaft ein Ende gemacht hatte (s. N. 53.) 
Mitten in einer Senatsversammlung stürzten die Mörder mit 
Dolchen über Cäsar her. Einige Augenblicke vertheidigte er sich 
herzhaft; als er aber, schon ganz mit Blut bedeckt, auch den 
Brutus, seinen Freund, auf sich eindringen sah, rief er schmerz¬ 
lich aus: „Auch du, mein Sohn" ? — hüllte sich in seinen 
Mantel und sank, von vielen Wunden durchbohrt, todt dar¬ 
nieder (44 v. Chr.). 
8. Rom ein Kaiserreich. — Dies war das Ende des 
großen Cäsar. Aber seine Mörder erreichten nicht, was sie er¬ 
strebten. Das römische Volk war so verdorben, daß es sich nicht 
mehr selber regieren konnte: es bedurfte eines Herrschers. 
Und alsbald traten wieder ehrgeizige Männer hervor, die eifrig 
nach solcher Herrschaft trachteten. Unter ihnen befand sich der 
junge Octavianns, der Schwesterenkel Cäsars, den dieser zu 
seinem Erben eingesetzt hatte. Durch große Schlauheit und Frei¬ 
gebigkeit wußte er sich die Gunst des Volkes zu erwerben und 
dadurch allmählich eine Macht zu gewinnen, welche ihn seinen 
Nebenbuhlern überlegen machte. Auch jetzt kam es wieder zu 
heftigen Kämpfen, zu blutigem Bürgerkriege, und viele Jahre hin¬ 
durch herrschte die größte Unordnung und Verwirrung im Staate. 
Endlich errang Octavianns den entscheidenden Sieg und stand 
nun da als Alleinherrscher des ganzen römischen Reiches. 
Hinfort führte er den Namen Augustus, d. h. der Erhabene; 
auch nannte er sich, nach seinem Großoheim, Cäsar, woher 
unser Wort Kaiser, ein Titel, der noch jetzt die höchsten 
Herrscher bezeichnet. So wurde Rom — im Jahre 30 vor 
Christi Geburt — ein Kaiserreich. Die Republik hatte bestanden 
480 Jahre.
	        
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