Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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64. Die römischen Kaiser. 
1. j£er Kaiser Augustus. — Als in Rom die Herr¬ 
schaft der Kaiser anskam, hatte das Reich eine ungeheuere Aus¬ 
dehnung erlangt. Es erstreckte sich vom atlantischen Ocean bis 
zum Euphratstrom in Asien und von der Donau und dem Rhein 
öis zu ber afrikanischen Wüste. Die Zahl seiner Einwohner be¬ 
trug etwa 120 Millionen. Ueber dieses gewaltige Reich herrschte 
nun Augustus als erster Kaiser. Und er herrschte lange und 
glücklich. Durch Milde und Klugheit wußte er das Volk an 
feine Herrschaft zu gewöhnen. Im Innern des Reiches hielt er 
den Frieden ausrecht, sodaß nach den Schrecken der wilden Bür¬ 
gerkriege wieder Ordnung und Sicherheit eintrat und die Künste 
des Friedens gedeihen konnten. Herrlich blühte namentlich die 
Dichtkunst empor, und die Wissenschaften fanden eifrige Pflege. 
Die Stadt Rom ließ der Kaiser durch prächtige Marmorbauten 
verschönern. Aller Glanz und aller Reichthum der Welt war 
dort vereinigt. Aber mit dem äußeren Glanze war auch das 
innere Verderben furchtbar gestiegen. Abscheuliche Laster herrsch¬ 
ten in allen Ständen; kein Gesetz, feine Strafe vermochte ihnen 
mehr zu wehren. So war das römische Reich unter den Kaisern 
strotz seiner gewaltigen Größe innerlich hohl und faul; es glich 
einem übertünchten Grabe, das auswendig hübsch scheint, aber in¬ 
wendig voller Todtengebeine und jeglichen Unflats ist. 
2. Nero. — Und nicht besser wie das Volk waren die 
tneisten~5er~Uciiser, die es seit Augustus in langer Reihe be¬ 
herrschten. Ja wir finden unter ihnen mehrere der schändlichsten 
Tyrannen, die jemals auf dem Throne gesessen. Gleich die näch¬ 
sten Nachfolger des Augustus waren grausame, ruchlose Menschen. 
Besonders der vierte derselben, der Kaiser Nero, mit dem das 
Haus des Augustus ausstarb, ist ein rechtes Beispiel, wie tief ein 
Herrscher in Verbrechen sinken kann, der die ihm verliehene Macht 
nur gebraucht, um desto ungefcheuter zu freveln. Er töbtete 
feine eigene Mutter, feine Gattin, feinen Lehrer und taufende der 
angesehensten Römer. Um sich den Anblick einer brennenden
	        
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