Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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einen andern an seine Stelle; bald ermordeten sie auch diesen 
und machten wieder einen andern zum Kaiser, der durch große 
Versprechungen ihre Gunst erkauft hatte. Manchmal wurden 
Knaben, manchmal Menschen von der schlechtesten Herkunft ans 
den Thron erhoben. Oft war das Reich unter mehrere Herrscher 
getheilt, die sich in wildem Bürgerkriege gegenseitig bekämpften. 
Einmal gab es sogar sechs Kaiser. Unter ihnen befand sich C o n - 
sta^ntinns, ein Mann von Kraft und Klugheit. Er verdrängte 
alle seine Nebenbuhler und machte sich zum alleinigen Herrscher 
des Reiches. Vorzüglich berühmt wurde er dadurch, daß er als 
der erste der römischen Kaiser sich zum C h r i st e n t h u m e be¬ 
kannte und dasselbe zur herrschenden Religion im Reiche erhob 
(s. Nr. 68). Den Kaisersitz verlegte er von Rom nach der 
Stadt Byzanz am schwarzen Meere, die nun neu aufgebaut und 
ihm zu Ehren Con staut in opel, d. i. Constantinsstadt genannt 
wurde. Gegen diese neue Hauptstadt sank das alte Rom immer 
mehr in den Schatten zurück. 
5. Romulus Angustnlns und Odoaker 476. — 
Einer der Nachfolger Konstantins, der Kaiser Theodos ins, 
theilte (395) das Reich unter seine beiden Söhne. Und diese 
Theilung blieb bestehen: es gab hinfort ein weströmisches 
oder abendländisches und ein o ft r ö mi sch e s ober morgen- 
ländisches Reich, jedes mit eigenen Kaisern. Ihre Schicksale 
waren verschieden: das oströmische (griechische) Kaiserreich mit der 
Hauptstadt Eonstantinopel bestand noch ein ganzes Jahrtausenb, 
bis es enblich von ben Türken erobert würbe; bas weströmische 
Reich aber mit ber Hauptstabt Rom ging raschen Schrittes sei¬ 
nem Untergänge entgegen. Fort unb fort brangen bie kräftigen 
beutschen Völkerschaften vom Rheine unb von ber Donau her in 
basselbe ein, nahmen ben ganz erschlafften Römern ein Laub nach 
dem anbern weg, unb als enblich ber schwache Kaiser Romu¬ 
lus Augustulus nur noch über Italien herrschte, stieß ihn 
der beutsche Felbherr Odoaker (476) vom Throne unb brachte 
Italien unter seine eigene Herrschaft. Dies war bas Enbe bes 
römischen Reiches. Seine Dauer seit ber Grünbung ber Stabt 
Rom war 1230 Jahre; 506 Jahre hatten bie Kaiser geherrscht.
	        
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