Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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die Wohnung des Erzbischofs. Alle Bemühungen der Mutter, 
ihren Sohn wieder zu erhalten, waren vergeblich. Hanno machte 
sich nun zum Vormund des königlichen Knaben und erzog ihn 
mit größter Strenge. Doch nach einigen Jahren gelang es einem 
Andern, der Reichsverwaltung sich zu bemächtigen. Das war der 
Erzbischof Adalbert von Bremen, der nun Heinrichs weitere 
Erziehung übernahm. Ganz verschieden von dem harten, finsteren 
Hanno, ließ er seinem Zögling freien Willen und gab seinen Be¬ 
gierden und Leidenschaften freien Spielraum. Diese Behandlung 
hatte sehr verderbliche Folgen: Heinrich lernte nicht sich selbst be¬ 
herrschen, wurde leichtsinnig und hochmüthig und glaubte, wenn er 
nun selbst die Regierung antrete, ganz nach Willkür und Laune 
herrschen zu dürfen. 
2. Heinrich IV. und die Sachsen. — Als er, erst 
15 Jahre alt, sür mündig erklärt war, trat er sogleich als stolzer, 
üppiger Herrscher auf. Insbesondere drückte er den Stamm der 
Sachsen, welche ihm sein Erzieher Adalbert als ein trotziges, 
widerspenstiges Volk geschildert hatte. Allenthalben in ihrem 
Lande legte er Burgen an und besetzte sie mit seinen Dienstleuten, 
um durch sie das Volk desto besser zügeln zu können. Von den 
Burgen aus durchstreiften die rohen Kriegsknechte das umliegende 
Land, trieben die Heerden weg, erpreßten in des Königs Namen 
schwere Abgaben und zwangen die freien Männer zu harten 
Frondiensten bei dem Schlösserbau. Von Heinrich selbst erzählte 
man sich, er habe einst von einem Berge herabschauend ausge¬ 
rufen: „Sachsen ist ein schönes Land, aber seine Bewohner sind 
nichtswürdige Knechte". Das bedrängte Volk klagte laut über die 
harte Behandlung; aber seine Beschwerden fanden kein Gehör. 
3. Der Sachsen krieg. — Da kam es zum offenen 
Aufstand: ein Haufe von 60,000 Sachsen rückte plötzlich mit den 
Waffen in der Hand gegen die Harz bürg an, wo Heinrich sich 
eben aushielt. Nur schleimige Flucht konnte den geängstigten 
König retten. Bei Nacht und Nebel entwich er aus der Burg, 
irrte mehrere Tage lang ohne Obdach mit wenigen Dienern durch 
Wald und Gebirge und gelangte erst am Rheine in Sicherheit.
	        
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