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Allerwichtigste aber, was Luther auf der Wartburg arbeitete, war
seine Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache. Sie
wurde das beste Rüstzeug für die Ausbreitung der neuen Lehre;
denn dadurch wurde das göttliche Wort in seiner ganzen Kraft
und Herrlichkeit allem Volke zugänglich. Da Luther so ange¬
strengt stndirte, verfiel er manchmal in Schwermuth und meinte
dann, der Teufel verfolge ihn, um sein Werk wieder zu zerstören.
Einst, heißt es, glaubte er sogar den Teufel leibhaftig an der
Wand zu sehen; aber herzhaft griff er nach dem Dintenfaß und
warf es nach dem Bösen.
7. Rückkehr nach Wittenberg. — Unterdessen hörte
Luther, daß unter seinen Anhängern in Wittenberg allerlei Un¬
ordnung und Schwärmerei ausgebrochen war. Da ward ihm
bange, sein großes Resormationswerk könne auf falsche Wege ge¬
rathen. Er verließ daher schon nach zehn Monaten die Wart¬
burg wieder und kehrte, trotz Bann und Acht, plötzlich nach Wit¬
tenberg zurück. Dort gelang es denn auch der Macht seiner Pre¬
digt, die Ordnung bald wieder herzustellen.
103. Luther und Melanchthon.
1. Philipp Melauchthon. — Es war für das Re¬
formationswerk von großem Segen, daß Luther bald nach seinem
ersten Hervortreten einen gelehrten Freund gesunden hatte, der
ihm in seiner Arbeit treulich zur Seite stand. Das war Phi¬
lipp Melanchthon. Geboren zu Breiten (im heutigen Gro߬
herzogthum Baden), 14 Jahre jünger als Luther, zeichnete er sich
schon in früher Jugend durch außerordentliche Gelehrsamkeit aus.
Als 21jähriger Jüngling wurde er Profeffor in Wittenberg.
Tausende von Jünglingen sammelten sich um ihn, und sein Ruhm
war bald so hoch gestiegen, daß man ihn fchlechtweg den Lehrer
Deutschlands nannte. Luther konnte sich dieses Ruhmes nur
erfreuen; denn Melanchthon schloß sich von Herzen ihm und sei¬
nem großen Werke an. Sein tiefes Wissen und seine treff¬
lichen Schriften förderten die neue Lehre, und wenn Luther viel-