Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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fremden Länder, von denen ihm Lefort erzählte, selbst zn sehen. 
Er rüstete dciher eine @efan.bt)choft von mehreren hundert Per¬ 
sonen aus, die durch einen großen Theil von Europa reisen sollre. 
Er selbst begleitete sie nicht als Zar, sondern als einfaches Mit¬ 
glied, um Alles was er wünschte, ganz ungestört erkunden zu 
können. Der Zug ging über Königsberg und Berlin nach Am¬ 
sterdam. Dort erfüllte ihn das Seewesen mit freudiger Be¬ 
wunderung. Er legte die Kleidung eines holländischen schiss»- 
zimmermanns an und war eifrig darauf aus, sich mit Allem be¬ 
kannt zu machen, was die berühmte Seestadt Merkwürdiges dar¬ 
bot. Am meisten lag ihm daran, das Schiffbauen zu lernen. 
Amsterdam gegenüber liegt das große Dorf Za and am, wo 
zahllose Windmühlen stehen und starker Schiffbau getrieben wird. 
Dahin begab er sich bald. Er traf einen Fischer, den er einst 
in Rußland gesehen hatte. „Höre", sprach er, „ich will bei dir 
wohnen". — „Aber ich habe in meinem Häuschen nur eine 
Stube und eine Kammer", erwiederte der Mann. Das hals nichts, 
der Fischer mußte mit seiner Frau in die Kammer ziehen und 
Peter nahm die Stube ein. Nun ging er an's Arbeiten. Man 
wußte wohl, wer er eigentlich fei; aber er konnte nicht leiden, 
wenn man es merken ließ. Die andern Zimmerleute nannten ihn 
Peter Baas (Meister Peter); als solcher kam er alle Morgen 
mit dem Beile in der Hand aus die Schiffwerfte, spaltete Bret¬ 
ter, zimmerte Mastbäume, fragte nach Allem und versuchte Alles. 
Selbst in der Schmiede arbeitete er mit, unb seine Hofleute 
mußten ihm bie Kohlen zutragen, bas Feuer anschüren unb bie 
Blasbälge ziehen, wobei sie gar verdrießliche Gesichter schnitten. 
Ebenso besuchte er bie Werkstätten ber Seiler unb Segelmacher 
unb machte sich mit ber Einrichtung ber hollänbifchen Mühlen be¬ 
kannt. Nach siebenwöchentlicher Arbeit kehrte er nach Amsterbam 
zurück unb ließ unter seiner Aufsicht ein Kriegsschiff von sechszig 
Kanonen bauen, bas er, mit Seeleuten, Offizieren, Wnnbärzten 
unb Künstlern versehen, nach Archangel schickte. Von Hollanb 
ging er nach Englanb. Dort ließ ber König ihm zum Ver¬ 
gnügen ein Seetreffen aufführen. „Wahrlich", rief Peter staunend
	        
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