3. Die Römer in Deutschland. Herrmann der Cherusker. 105
Elbe bis zur Weichsel, von der Ostsee bis zu beit Karpathen hatten
bie Gothen bitte, bie sich allmählich über bie weiten Flachlänber bes
Ostens bis zum Don uitb ben Münbnngen der Donau ausbehnten
uttb sich itt Ost- ttttb Westgothen schieben. Den Kern ber Sneven
bilbetett bie Semnonen; ihre Bestandtheile trennten sich im Laufe
ber Zeit von einanber uttb gingen zum größten Theile in ben
Alamannen auf, welche bie fruchtbaren Ebenen am Ober- und
Mittelrhein bewohnten.
3, Die Römer in Deutschland. Hermann der Cherusker.
Seit Cäsar Gallien unterworfen und zweimal über beu Rhein
gegangen war, hatte ber Eroberungskrieg in biesen Gegenben geruht,
und bie Römer hatten sich begnügt, bie Rheingrenze bnrch Anlegung
fester Staublager, wie Moguutiacum (Mainz), Colonia
(Köln) unb Vetera (Xanten), gegen bie Einfälle ber Deutschen zu
sichern. Dagegen brangen bie römischen Legionen unter fort¬
währenden Kämpfen mit ben Alpenvölkern bis an bie Donau [15 v. Chr.
vor unb machten Rhätien (Tyrol unb Granbündten), Vinbeli-
cien (Baiern) nnb Norienm (Kärnthen) zu Provinzen bes
Kaiserreichs. Auch hier erhoben sich nette Römerstäbte, so: Regi-
nnm (Regensburg), Vindobona (Wien) nnb Angnsta Vin-
delicorum (Augsburg).
Von nun an war es das Bestreben ber Römer, bas Innere
von Dentschlanb selbst zu erobern. Drnsus, der tapfere und geliebte
Stiefsohn des Angnstus, unternahm vom Mittel- und Niederrhein [12—9
aus vier Feldzüge in das nordwestliche Deutschland. Er ver¬
heerte die Gaue der am rechten Rheinufer von der Mündung des
Mains bis zur Assel wohnenden Usipeter, Tenchterer, Matti-
aker und Sigarnbrer, besiegte die Katten in blutiger Feldschlacht
und drang, nachdem er das Eroberte durch Anlegung der Burg
Aliso (in der Gegend von Paderborn) und durch Befestigungen
am Taunus gesichert hatte, durch den hercynischen Wald
(Thüringer Wald) bis an die Elbe vor. Als er auch dieseu Strom
überschreiten wollte, trat ihm ein Weib von übermenschlicher Größe
entgegen und rief ihm zu: „Kehre um, du Unersättlicher! Es ist
dir nicht beschieden, dies Alles zu schauen; schon stehst du am
Ziel deines Lebens!" Geschreckt brach Drnsus, zumal der Wiuter
herannahte, nach dem Rheine auf, starb aber unterwegs in Folge
eines Beinbruches, den er sich durch einen Sturz mit dem Pferde
zugezogen. Der Ehrenname „Germaniens", den ihm Angnstus bei¬
gelegt, ging aus seinen Sohn über. — An Drusus' Stelle erhielt
dessen älterer Bruder Tiberins den Oberbefehl am Rhein. Dieser
brachte die Sigambrer und andere Völker ant rechten Ufer des
Stromes zur Unterwerfung und vollendete bann bnrch Besiegung
der Longobarden, Semnonen und Hermnnbnren die Er-