Full text: Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten

V.Brandenburg-Preußens wachsende Macht. 1. Brandenburg unter den Kurfürsten. 281 
sei, als wenn ein französischer Prinz auf dem Throne Spaniens 
säße. Darum erkannte England im Frieden zu Utrecht den [1713 
Enkel Ludwigs als König von Spanien an und ließ sich dafür 
die wichtige Festung Gibraltar, den Schlüssel zum mittelländi¬ 
schen Meere, abtreten. Preußen und Savoyen schlossen sich 
dem Frieden ebenfalls an, jenes gegen den Besitz des Oberquartiers 
Geldern, dieses gegen Überlassung der Insel ©teilten. Oest¬ 
reich setzte den Krieg noch ein Jahr lang fort, aber ohne Erfolg. 
Dann ging es mit Frankreich den Frieden zu Rastatt ein, in [1714 
welchem Philipp von Anjou als König Philipps. Spanien 
nebst den amerikanischen Besitzungen, Oestreich die spanischen 
Niederlande, Mailand, Neapel und Sardinien erhielt. 
Einige Jahre später vertauschte es die letztere Insel gegen Stei¬ 
lten, und Vietor Amadeus von Savoyen nannte sich seit 
dieser Zeit „König von Sardinien". 
V. Brandenburg - Preußens wachsende Macht. 
1. Brandenburg unter den Kurfürsten. 
Unter der Herrschaft der Hohenzollern erlangte Brandenburg 
schnell die Macht und Blüthe zurück, die es einst unter den Asea- 
niern besessen. Mit Einsicht und Kraft nahm sich Friedrich II., 
Friedrichs I. Sohn und Nachfolger, der noch immer [ 1440—1470 
schwierigen Lage der Mark an Wie der Vater den widerspensti¬ 
gen Adel zu Paaren getrieben so demüthigte der Sohn die Städte, 
die in trotzigem Selbstbewußtsein nach einer Unabhängigkeit strebten, 
die sich schlechterdings nicht mit der Stellung des Landesfürsten 
vertrug. Das mächtige Gemeinwesen der Schwesterstädte Berlin 
und Köln wurde gänzlich umgestaltet, die gemeinschaftliche Ver¬ 
waltung aufgehoben, die Gültigkeit der communalen Wahlen an 
die landesherrliche Bestätigung geknüpft und durch Erbauung einer 
festen Burg an der Spree die Bürgerschaft in dauernder Unter¬ 
würfigkeit gehalten. Die Festigkeit, die Friedrich bei dieser Ge¬ 
legenheit bewies, war es wohl, die ihm den Beinamen des „Eisen- 
zahn" erwarb. Nicht minder zeigte er sich beflissen, sein Herrscher¬ 
recht dem Adel gegenüber geltend zn machen und denselben zugleich 
setner Rohheit und Verwilderung zu entreißen; in dem „Schwa'nen- 
ordeit"^ den er bald nach seinem Regierungsantritt stiftete, wollte 
er thut ein Vorbild ächten christlichen Ritterthums geben.^Weit- 
führende, unfruchtbare Aussichten hatten für ihn nichs Verlocken¬ 
des; daher schlug er auch ohne Besinnen die ihm angetragenen 
Kronen von Polen und Böhmen aus. Wo er aber in der Nähe
	        
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