Full text: Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten

282 V. Brandenburg - Preußens wachsende Macht. 
sein Gebiet erweitern konnte, zumal wenn es sich um Wiederer¬ 
werbung alter brandeuburgischer Besitzungen handelte, da griff er 
um so entschlossener zu. So brachte er durch Kauf Theile der 
Niederlausitz und von dem deutschen Ritterorden die wichtige 
Neumark an sich, welche beide unter den Luxemburgern dem Kur- 
sürstenthume entrissen worden. 
1470—1486] Albrecht „Achilles", Herr der fränkischen Lande, 
der seinem kinderlosen Bruder in der Regierung der Mark folgte, 
war ein Mann von unverwüstlicher Kraft des Leibes und Geistes, 
von den glänzendsten Gaben und Fähigkeiten, ein Held, wie der 
griechische Achill, von dem sein Beiname entlehnt, kühn und ent¬ 
schlossen im Handeln, klar und entschieden in seinen Zielen, stolz 
und selbstbewußt in seinem Auftreten, einer der hervorragendsten 
Fürsten seiner Zeit, in dem noch einmal die ganze Fülle ritterlichen 
Thuns und Wesens zur Erscheinung kam. Von den Thaten des 
gewaltigen Kriegsmannes in Kampf und Streit haben die Zeit¬ 
genossen manche wunderbare Mähr überliefert, und die Nürnberger, 
mit denen er lange in heftiger Fehde lag, wissen von ihnen zu 
erzählen. Für die Mark aber hat er wenig gethan. Nur selten 
und vorübergehend kam er nach Brandenburg, die Verwaltung des 
Landes seinem ältesten Sohne Johann überlassend. Doch wur¬ 
den unter ihm Krossen und Züllichan, sowie einige pom- 
mersche Orte dem Kurfürstentum gewonnen. Seine wichtigste 
Regierungshandlung war der Erlaß eines Hausgesetzes, nach 
welchem die Marken aus ewige Zeiten ungetheilt sein und immer 
dem Erstgeborenen zufallen sollten, während die fränkischen 
Besitzungen zum Erbe für die beiden nächstfolgenden Söhne bestimmt 
wurden. 
1486—1499] Johann „Cicero", der seinen Beinamen seiner Fertig¬ 
keit im Lateinischen verdankte, besaß nicht des Vaters kühnen Mnth 
und kriegerischen Sinn, war aber dafür um so eifriger auf das 
Wohl seines Landes und Volkes bedacht. Strenge Gerechtigkeit 
und weise Sparsamkeit bilden den Grundzug seiner durchaus fried¬ 
lichen und segensreichen Regierung. Da er selbst ein Mann von viel¬ 
seitigen Kenntnissen war, ließ er sich besonders angelegen sein, die 
Liebe zu den Wissenschaften in den Märkern zu erwecken, und 
entwarf zu diesem Zwecke den Plan zur Gründung der Univ ers i tät 
Frankfurt, die jedoch erst unter seinem Sohne ins Leben trat. 
1499—1535] Joachim I. theilte die gelehrten Liebhabereien seines 
Vaters, insbesondere war er der Sterndeuterei zugethan. _ Dabei 
entfaltete er eine rühmliche Thätigkeit, die öffentliche Sicherheit 
im Lande zu schirmen und Recht und Ordnung einzubürgern. 
Noch immer galt Raub und Ueberfall für ein erlaubtes Vorrecht 
des Adels, uud gerade damals betete das arme Landvolk in den 
Marken: „Vor Köckeritz und Lüderitz und vor den Kracht und 
Itzenplitz behüt' uns lieber Herre Gott". Aber ohne Gnade und
	        
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