2. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. 287
Bereitwillig kamen die alten Widersacher der Aufforderung nach.
16000 Mann stark fielen sie unter Wrangel in die Mark ein
und hausten dort in gewohnter Weise. Sie verwüsteten die Felder
und plünderten die Städte und Dörfer, beraubten die Gotteshäuser,
ja selbst die Grabgewölbe, schleppten das Vieh weg unb erpreßten
durch unerhörte Grausamkeiten von ben Bewohnern ben letzten
Groschen. Die Bauern rotteten sich zusammen, ergriffen Waffen,
wie sie ihnen in die Hände kamen, und suchten sich der Bedrücker
zu erwehren. Auf ihre Fahnen schrieben sie: „Wir sind Baueru
von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit unserm
Blnt.^ Doch was vermochten sie gegen geübtes Kriegsvolk!
Friedrich Wilhelm, der mit seinen Truppen in Süd¬
deutschland stand, wandte sich um Hülfe au den Kaiser und ver¬
schiedene deutsche Fürsten, aber vergebens. Da brach er selbst in
Eilmärschen nach Brandenburg auf unb erschien ant 11. Juui 1675
unerwartet in Magdeburg. Sofort ließ er alle Thore schließen,
damit der Feind nichts von seiner Ankunft erfahre. Daun rückte
er ans Rathenow los, wo Derfflinger (ein ehemaliger Schneider-
Sesell, der zuerst in sächsische, bann in schwebische unb zuletzt in
dranbenburgtsche Dienste getreten war unb es burch seine Tapfer¬
kett bis zum Felbmarschall gebracht hatte) ein Regiment schwedischer
Dragoner überrumpelte nnb theils nieberhauen, theils gefangen
nehmen ließ. ^Auf bie K'unbe bavoit zog der schwedische General
schnell seine Truppen aus ihren zerstreut liegenden Quartieren
zusammen. Der Kurfürst schickte den Prinzen von Hessen-Hom-
bnrg mit 1600 Reitern ab, um die Feinde auf ihrem Marsche zu
beunruhigen und Aufzuhalten. Aber gegen seinen Befehl ließ sich
dieser bei Fehrbellin (ant Rhin) in ein hitziges Gefecht ein, und ns. Juni
derKurfttrst sah sich genöthigt, dem Bedrängten Hülfe zu bringen. L1675
Als er auf dem Schlachtfelde anlangte, gewahrte er einen Hügel
den dte Schweden versäumt hatten zu besetzen. Sofort pflanzte
dort Derfflinger die wenigen brandenburgischen Geschütze auf, und
bald schlugen die Kugeln Verderben bringend in die Reihen ber
Fetnbe. Vergeblich suchten diese jetzt den Hügel zu gewinnen:
Derfsltngers Dragoner faßen von ihren Pferden und vertheidigten
dte Kanonen so lange, bis das Fußvolk eintraf. Es war ein
ben bte Branbeuburger zu bestehen hatten. Fried-
gebot Alles in Allem nur über 6600 Mattn, darunter
obOQ Retter, wahrend die feindlichen Streitkräfte fast das Doppelte
betrugen. Aber vom General bis znm Gemeinen that jeder, was
Kräften stand, ber Kurfürst selbst war im bichtesten
^chlachtgcttmhl und kam mehrere Male in Lebensgefahr (Stall-
metjter groben), uttb nach wenigen Stuubeu befattb sich bas
gefürchtete Schwedenheer auf der Flucht.
Nun galt es den bieg zn verfolgen und Pommern zu
erobern. Eme etadt nach der andern fiel in die Hände des