Full text: Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten

3. Erhebung Preußens zum Königreich. 289 
sich nur zu leicht vou Schmeichlern unb Günstlingen bestimmen. 
Anfänglich besaß sein ehemaliger Erzieher, ber strenge aber recht¬ 
schaffene Eberhard von Dankelmann, sein ganzes Vertrauen. 
Aber bie zahlreichen Feinde befselben bewirkten seinen Sturz, -nnb 
NUN würbe ein pfälzischer Ebelmann, Kolbe von Wartenb erg, 
unumschränkter Minister. Dieser, ein schlauer unb gewandter 
Höfling, verstaub es, ber Eitelkeit bes Kurfürsten zu schmeicheln 
nnb bie Schwäche befselben zu seinem Vortheil zu benutzen, unb 
so behauptete er sich trotz seiner offenbaren Nichtswürdigkeiten 
Jahre lang in seinem hohen Amte unb in ber Gunst seines Herrn. 
Von vornherein war bas Streben Friebrichs III. auf Erlangung 
ber Königskrone gerichtet. Mancherlei Beweggrünbe bestimmten 
ihn beizn. Er besaß ein Lanb von 2000 Quadratmeilen unb ein 
Heer, bas bcm manches europäischen Königs nicht u eich staub, unb 
boch mußte er sehen, wie z. B. bie Gesandten ber Republik Venebig 
ben Vorrang vor ben seinigen erhielten, unb wie er selbst bei Be¬ 
gegnungen mit auswärtigen Herrschern um seines geringeren Ranges 
willen zurückgesetzt würbe. Dies waren Umstände, die zu einer Zeit, 
in ber man auf äußere Ehre so viel gab, unb bei einem Fürsten 
von Friebrichs Charakter unb Neigungen schwer ins Gewicht fielen. 
Dazu kam, baß eben bamals auch Wilhelm III. von Oranien 
nnb Kurfürst August ber Starke vou Sachsen zur königlichen 
Würbe gelangten, jener in Eng lanb, bieser in Polen. Aber 
nicht nur eitle Ehrbegierbe, nicht blos Sucht nach Glanz war es, 
was Friedrichs Verlangen nach ber Königskrone rege machte. Er¬ 
fühlte, welche Stellung ihm unter ben Herrschern Europa's gebühre, 
er ahnte bie große Zukunft seines Hauses unb wollte an seinem 
Theile ebenfalls bazn beitragen. 
Zur Verwirklichung seines Wunsches glaubte Friedrich ber 
Zustimmung bes Kaisers nicht entbehren zu können.' Zwar wollte 
er nicht Brandenburg zum Königreich erheben, sonbern Preußen, 
dessen souveräner Fürst er war. Immerhin aber mußte ihm die 
Einwilligung des Kaisers, als des Oberhauptes des Reiches und 
des angesehensten Herrschers der Christenheit dringend wünschens- 
werth sein. Lange wollte man am Wiener Hofe von Friedrichs 
Erhebung nichts wissen; man fürchtete, die Könige von Preußen 
würden dem Kaiserhause nicht so ergeben sein, als es die Kur¬ 
fürsten von Brandenburg gewesen. Endlich am 16. November 1700 
unterzeichnete Leopold den Vertrag, in welchem er gegen Stellung 
von 10000 Mann brandenbnrgischer Hilfstruppen für den bevor¬ 
stehenden spanischen Erbfolgekrieg Friedrich als König anzuerkennen 
versprach. 
__ Kaum war die Einwilligung des Kaisers in Berlin einge¬ 
troffen, als Friedrich in Begleitung seiner Gemahlin, der geistreichen, 
seingebildeten Sophie Charlotte, des Kronprinzen Friedrich Wil¬ 
helm und eines zahlreichen Gefolges die Reise nach Königsberg 
Schmelzer, Leitfaden. i u
	        
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