Full text: Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten

KI. Sparta und Athen. Die Perscrkricge. 
entbunden würden. Nach anderen Nachrichten soll er in Kreta 
gestorben sein, nachdem er befohlen, seine Asche ins Meer zu streuen 
damit sie die Spartaner nicht nach der Heimath brächten und sich 
dadurch berechtigt glaubten, die Verfassung zu beseitigen. 
Die Folgen der lykurgischeu Gesetzgebung machten sich bald 
bemerkbar. Sparta blühte zu einem gesunden kräftigen Gemein¬ 
wesen empor, das im Laufe der Jahrhunderte die Hegemonie (Vor¬ 
herrschaft) zuerst über den Peloponnes, dann über ganz Griechen¬ 
land erlangte. 
2. Athen. Solon. 
Nachdem die Dorer den Peloponnes eingenommen, suchten 
1068] sie sich auch in Attika festzusetzen und belagerten Athen. Ein 
Orakelspruch hatte ihnen den Sieg verheißen wenn der athenische 
König Kodrus nicht von ihnen getödtet würde. Als dies Kodrns 
erfuhr, verkleidete er sich als Bauer, begab sich ins dorische Lager, 
fing Häudel an und wurde erschlagen. Darauf zogen die Dorer, 
an dem Gelingen ihres Unternehmens verzweifelnd nach dem Pelo¬ 
ponnes zurück. Die Athener aber hielten Niemanden für würdig 
des heldenmütigen Kodrus Nachfolger zu sein und schafften die 
Königswürde ab. An die Spitze der Regierung trat ein auf Lebens¬ 
zeit^ gewählter Archont, der dem Volke Rechenschaft abzulegen hatte. 
Später wurde die Amtsdauer desselben auf zehn Jahr beschränkt 
und zuletzt vertheilte mau die höchste Gewalt unter neun Amtsge¬ 
nossen, die alljährlich neu gewählt und sämmtlich den edlen Ge¬ 
schlechtern entnommen werden mußten. Die Edelleute (Eupatriden 
d. i. „Wohlgeborne") besaßen alle Macht und Ehrenstellen und be¬ 
nutzten sie zum Vortheil ihres Standes. Sie waren die einzigen 
Richter in bürgerlichen und religiösen Angelegenheiten, und ihre 
Urtheilssprüche waren nicht frei von Parteilichkeit. Dabei hatte 
das Volk an den Lasten des Staats, an Steuern und am Kriegs¬ 
dienste, reichlich mitzutragen. Sahen sich nun die unbemitteltem Bauern 
durch die Noth gedrängt, bei den adligen Gutsbesitzern, deren 
Fruchtäcker größtenteils in der ergiebigen Ebene lagen, Kapitalien 
aufzunehmen, so brachte sie der übermäßig hohe Zins in noch 
größere Abhängigkeit von ihren vornehmen Gläubigern, denen die 
harten Schuldgesetze sogar^das Recht gaben, sie in die Selaverei 
zu verkaufen. Diese Zustände erzeugten eine tiefe Mißstimmung 
im Volke. Man sehnte sich nach einer bessern Ordnung der Dinge, 
und vor Allem drang man auf Abfassung geschriebener Gesetze, 
um nicht ferner der Willkür der Edelleute preisgegeben zu sein. 
Drako wurde beauftragt, diese Forderung zu befriedigen. Aber die 
allzugroße Härte seiner Gesetze, von denen man sagte, sie seien 
mit Blut geschrieben, war wenig geeignet, die Lage der niederen 
Klassen zu verbessern. Eine dumpfe Gährung gab sich allenthalben
	        
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