80 VII. Die punischcn Kriege.
Schlachtfelde; Viele waren in den See getrieben worden unb
hatten ihr. Grab in den Wellen gefunden; der Nest wurde zu Ge¬
fangenen gemacht. Hannibal hatte nur 1500 Mann, und zwar
meist Gallier, verloren.
In Rom verbreitete sich aus die Nachricht von der Niederlage
die größte Bestürzung. Täglich fürchtete man den Feind anrücken
zu sehen, und man traf schon die nöthigen Anstalten zur Vertheidigung.
Die Brücken wurden abgebrochen, die Mauern und Thürme in
Stand gesetzt, ueue Truppen ausgehoben und Fabius Maximus
zum Dictator ernannt. Doch Hannibal zog nach dem Süden, um
zuerst die Völkerschaften Unteritaliens zum Abfall zu bringen. Hier¬
her folgte ihm Fabius, hielt sich aber immer auf den Höhen, das
feindliche Heer auf Schritt und Tritt begleitend und aus jeder un¬
günstigen Stellung desselben Vortheil ziehend, ohne sich je in eine
Feldschlacht einzulassen. Einmal brachte er sogar seinen Gegner in
schlimme Lage, indem er ihm durch Besetzung eines Engpasses den
Weg verlegte. Doch Hannibal rettete sich durch eine Kriegslist.
Er ließ in der Nacht 2000Ochsen mit brennenden Reisigbündeln auf
bic Höhen treiben. Die Römer in der Meinung, bie Feiube seien
im Anmarsch, zogen sich zurück, unb Hannibal führte feine Trup¬
pen glücklich burch bcn Paß. In Rom war man mit ber vorsich¬
tigen Kriegsführung bcsFabius,den mein nur „beuZauberer"(Cu it c =
tator) nannte, sehr nnznsrieben unb übertrug bcn Oberbefehl über
bie Hälfte bcs Heeres bern Minucius, einem jungen thateuburstigen
Manne. Aber bcr alte bebächtige Dictator sollte balb totebet’ zu
Ehren kommen. Hannibal lockte bett Minucius in einen Hinterhalt,
wo er ihm ohne Zweifel bas Schicksal bes Flaminins bereitet hätte,
wäre nicht Fabius zur rechten Zeit zu Hülfe geeilt.
Mit einem Heere von 80000 Mattn zu Fuß unb 6000 Reitern
rückten bie Consnln bes nächsten Jahres, Teretttius Varro und
216Aemilins Paulus, nach Apulien, wo Hannibal bei Cannä Stel¬
lung genommen. Hier kam es auf Betreiben bes Varro, eines
citcln, hochfahrcnbcit Mannes ohne Einsicht unb Erfahrung, zur
Schlacht, in welcher bie Römer eine Niederlage erlitten, wie sie eine
solche seit dem Tage an der Allia nicht erlebt. Hannibals Streit-
kräfte waren nur halb so groß als die der Feinde. Aber durch glück¬
liche Schwenkung gelang es ihm, die Römer so vollständig einzu¬
schließen, daß sie in ihren Bewegungen gehemmt wurden und von
ihren Waffen keinen hinlänglichen Gebrauch machen konnten. Den
Truppen ber Karthager blieb nur bie Arbeit bes Morbens übrig, uub
biese würbe beuu auch in einer Weise unb in einem Maße vollführt,
wie bie Geschichte kantn ein zweites Beispiel auszuweisen hat. 70000
Römer blieben auf betn Schlachtfelbe, darunter 80 Senatoren unb
bic meisten Führer, mit ihnen der tapfere Aemilius Paulus; 10000
wurden gcfangcu genommen. Nur wenige zersprengte Schaaren
retteten sich in bic benachbarten Stäbte.