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wilder Tiere oder dem Rumpeln eines Lastwagens über einen Knüvvel-
damm. Karl stiftete viele neue Schulen; denn Kenntnisse achtete er
höher als Adel und vornehme Abkunst. Er besuchte oft selbst die
Schulen, lobte die Fleißigen und tadelte streng die Saumseligen.
Als er bei einem solchen Schulbesuch gesunden hatte, daß die Söhne
der Vornehmen den bürgerlichen Kindern an Fleiß und Bescheiden¬
heit nachstanden, ließ er jene hart an und sprach: „Ihr Söhne der
Edlen, ihr seinen Püppchen, die ihr euch so reich und vornehm
dlinkt und des Wissens nicht not zu haben scheint, ihr faulen, un¬
nützen Buben, ich sage euch, bei Gott! euer Adel und eure Hitb) cheu
Gesichter gelten bei mir nichts. Wenn ihr eure Faulheit nicht durch
Eifer und Fleiß wieder gut macht, so habt ihr von mir nichts
Gutes zu hoffen."
Karl liebte seine Muttersprache über alles und arbeitete mit den
Gelehrten, die er um sich versammelt hatte, eifrig an deren Verbesse¬
rung. Statt der bisher gebräuchlichen lateinischen Namen der Mo¬
nate und Winde führte er deutsche ein und veranstaltete eine Samm¬
lung alter Heldenlieder.
Die Pflege des Ackerbaues war eine Hauptsorge des Königs.
Er gab selbst sehr wohlthätige Vorschriften über die Bestellung des
Feldes, über die Zucht der Haustiere und Bienen, über Obst¬
bau u. s. w., und sah strenge daraus, daß die Verwalter feiner
eigenen Güter hierin mit gutem Beispiel vorangingen.
Um den Sinn für Baukunst anzuregen, ließ er selbst verschie¬
dene prächtige Bauten ausführen, und dazu Baumeister, so wie
Säulen und andere Bildhanerwerke ans Italien kommen. Die
schönsten Paläste standen an seinen Lieblingsorten zu Aachen und
Zn Ingelheim. An dem letztem Orte ließ er auch eine hölzerne
Brücke iiber den Rhein schlagen, an der zehn Jahre gearbeitet
wurde.
Zur Hebuug des Handels und Verkehrs fttchte er die Schif¬
fahrt auf den Flüssen zu beleben. Er faßte selbst den Platt, den
Rhein durch bett Main, die Regnitz und die Altmühl mit der Donau
zu verbinden, um dadurch eine Wasserstraße von der Nordsee in das
schwarze Meer herzustellen. Aber das Unternehmen scheiterte an der
ltnerfahrenheit der mit der Ausführung beauftragtet! Leute.
Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit
hatte Karl das ganze Frankenreich in Gaue eingeteilt, über welche die
Gaugrafen gefetzt waren. Die Burggrafen mußten über die Burgen,
die Pfalzgrafen über die kaiserlichen Schlösser (Pfalzen) wachen.
Markgrafen hatten die Grenzmarken des Reiches zu wahren und
zu schützen. Außerdem gab es noch Sendgrafen oder Sendboten.