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27. Die Kreuzzüge.
(1096—1291).
Unter dem römischen Kaiser Constantin dem Großen
mürbe ans Betreiben seiner Mutter Helena das verschüttete Grab
bey Heilanbes ausgesucht unb barüber ein prachtvoller Tempel ge¬
baut. Auch an andern heiligen Orten Palästinas würben Kirchen
errichtet. Seitbem wallfahrteten fromme Pilger immer häufiger zum
heiligen Grabe, teils aus frommer Anbacht, teils zur Buße für ihre
Sünden. Die Araber, welche nach ben Römern bie Herrschaft
in Syrien führten, störten bie Pilger nicht. Als aber bie Seld-
schuften, ein roher Türkenstamm, Palästina eroberten, verfolgten
imb bedrückten biefe bie Christen. Die frommen Pilger würben aufs
unbarmherzigste mißhanbelt, ber Gottesbienst burch Schreien unb
Lärmen unterbrochen, bie Priester mit Schimpfworten unb Schlägen
verjagt, ber ehrwürbige Patriarch Simeon von Jerusalem an beit
Haaren vom Altar geschleift.
Diese Unthaten sah auch ein frommer Pilger ans Frankreich,
bcr Einsiedler Peter von Amiens. Mit einem Schreiben vorn
Patriarchen von Jerusalem kam er zum Papst Urban II. und schil¬
derte mit beredten Worten die Drangsale der Christen zu Jerusalem.
Der Papst beauftragte Peter, in Italien und Frankreich bie Ge¬
müter auf ben Kampf zur Befreiung bes heiligen Grabes vorzube¬
reiten. Im Jahre 1095 hielt ber Papst selbst eine große Kir¬
chenversammlung zu Clcrmont in Frankreich unb forberte bie
Gläubigen aus, bas gelobte ßanb den Ungläubigen zu entreißen.
„Gott will es!" war der einmütige Ruf der Versammlung und
alle, die an dem Heereszuge teil nahmen, hefteten ein rotes Kreuz
ans die Schulter, daher die Bezeichnung Kreuzfahrer und Kreuzzug.
—-- Das Hauptheer brach im August unter der Anführung des
1096] Herzogs Gottfried von Bouillon auf. Als das
Heer bei Constautiuopel nach Asien übersetzte- zählte man 300 0 )0
streitbare Männer. Auf dem Zuge durch Kleinasien nach Syrien
begann die Not und das Elend der Kreuzfahrer. Hunger und
Durst, Krankheiten, die fortwährenden Kämpfe mit den kriegerischen
Seldschukken lichteten bas Heer ber Kreuzfahrer, so baß nur etwa
ber zehnte Teil bas gelobte Land erreichte. Diese aber, begeistert
bnrck ben Anblick ber heiligen Stabt Jerusalem, eroberten trotz ber
tapfern Gegenwehr ber Türken bie Stabt. Gottfrieb von Bouillon
war unter ben ersten, welche von ber Mauer in bie Stabt sprangen.
Die Thore würben geöffnet, unb das Heer der Kreuzfahrer drang
in die Stadt. (1099). Ein furchtbares, unbarmherziges Morden der