Full text: Der erste geschichtliche Unterricht

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Kirche waren große Verwirrungen eingerissen, und alle Gutdenken¬ 
den verlangten eine Reinigung an Haupt und Gliedern. Damals 
gab es drei einander feindliche Päpste. Um die Einheit der Kirche 
wieder herzustellen, setzte das Konzil alle drei Päpste ab und er¬ 
wählte einen neuen Papst, Martin V. Dieser wußte geschickt alle 
vorgeschlagenen Verbesserungen in kirchlichen Angelegenheiten zu um¬ 
gehen. — Unter beiten, welche um diese Zeit Abstellung von aller¬ 
hand Mißbränchen in der Kirche verlangten, war auch Johauues 
Huß, Professor in Prag. Dieser sollte auf der Kirchenversammlung 
feine Lehren widerrufen. Als er dies nicht that, wurde er zum 
Feuertod verurteilt, ungeachtet der Kaiser ihm sicheres Ge-=[1415 
leit versprochen hatte. Das gleiche Schicksal traf im folgenden 
Jahre seinen Freund und Schüler Hieronymus von Prag. 
Ihre Anhänger in Böhmen, die Hnssiten, erregten nun einen furcht¬ 
baren Aufstand, den sogenannten Hussitenkrieg. Die schönsten 
Gegenden Deutschlands: Böhmen. Bayern, Franken wurden schreck¬ 
lich" verwüstet. Erst nach blutigen Kämpfen und nachdem man den 
Gemäßigten den Genuß des Kelches beim Abendmahl gestattet hatte, 
kam es zum Frieden. 
37. Maximilian I. 
(Das österreichische Kaiserhaus 1438—l 806.) 
Dem luxemburgischen Kaiserhause folgte das habsburgische oder 
österreichische; diesem verblieb von jetzt au die deutsche Kaiserkrone 
beinahe ausschließlich bis zur Auflösung des deutschen Reiches im 
Jahre 1806. 
Nachdem Albrecht II. ein Jahr das Scepter geführt hatte, 
folgte Friedrich III. Kein Kaiser trug die Kreme so laiM als er; 
keiner kümmerte sich aber auch um die Regierungsgeschäfte so wenig 
als er. Bei den wichtigsten Beratungen über die Angelegenheit des 
Staates schlief er oft ein; deswegen nannte man ihn gewöhnlich 
nur die kaiserliche Schlafmütze. Das Faustrecht nahm unter ihm 
wieder furchtbar überhand. In feinen eigenen Landen bildeten. sich 
starke Räuberbanden, denen er den Frieden abkaufte. Ja, die un¬ 
zufriedenen Bürger der Stadt Wien belagerten ihn in seiner Burg. 
Hier zeigte er zum ersten Male Standhaftigkeit und Entschlossenheit, 
indem er erklärte: „Diesen Ort werde ich halten, bis er mein 
Gottesacker wird!" Der König von Böhmen befreite ihn aus dieser 
mißlichen Lage. Friedrich Hl. gewann weder bei feinen Unter¬ 
thanen, nöfh im deutschen Reiche irgend ein Ansehen.
	        
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