— 2 —
Im Norden zwischen Rhein und Elbe wohnten: die Chatten in
Hessen, die Cherusker am Harz, die Sachsen in Holstein, die An¬
geln in Schleswig, die Cimbern in Jütland, die priesen an der
Nordsee. Man bezeichnet diese Völker gewöhnlich mir dem gemeinsamen
Namen des sächsischen Stammes. Südlich und östllch von den Sachsen
wohnte der suevische Stamm. Zu ihm gehörten W Markomannen
am Oberrhein, später in Böhmen und Mähren, und die Langobarden
ait der mittleren Elbe. Der gotische Stamm wohnte ursprünglich im
Nordosten an der Mündung der Weichsel. Zu ihm rechnet man auch die
Vandalen am Qnellgebietc der Elbe und die Burgunder zwischen
Oder und Weichsel. _ _ , ^ „
Merkwürdig bleibt immerhin, daß die Lebensweise der südlichen Stämme
im allgemeinen ganz verschieden war von jener der nordischen Völkerschaften.
Die Snevcn hatten einen vorzugsweise kriegerische!! Sinn. Darum errich¬
teten sie keine festen Wohnsitze; auch durfte der einzelne kein eigenes Ver¬
mögen erwerben. Das Land wurde gleichmäßig verteilt und mit dem Besitze
alljährlich unter einander gewechselt. Während daun ein Teil des Volkes
in den Krieg zog, bebauten die Zurückgebliebenen den Boden; kehrten jene
beim, so zogen diese in den Kampf. Anf solche Weise wurde nicht nur die
Übung iit den Waffen, sondern auch der Feldbau gepflegt.
Die im Norden wohnenden Stämme hatten dagegen feite Wohnsitze;
jeder einzelne besaß in Haus und Feld ein bestimmtes, bleibendes Eigen¬
tum, das sich auf die Söhne forterbte. Ackerbau war neben Jagd und
Kriegsübung die vorzüglichste Beschäftigung. Doch lagen die einzelnen Höfe
meist zerstreut, ltitb es gab wenige zusmnmenhmigcnbe Gemeinheit oder Dörfer.
Gegen bie Mitte des dritten Jahrhunderts hatten sich die verschiedenen
deutschen Völkerschaften zu großen Völkerbünbuifseit vereinigt. Die wichtig¬
sten biefer, teilweise neu entstaubeneu Völkervereine waren: bie Al e 111 atuten
im Süden, bie Franken in ber Mitte Deutschlanbs, bie Sachsen im
Norden, bie Goten im Osten bis zu beu Ufern bes schwarzen Meeres.
Ueber bie Entstehung biefer wichtigen Völkervereine besitzen wir keine sichern
Nachrichten, uub ihr Ursprung wirb für uns immer bunfel bleiben.
3. Lebensart und Sitten.
Die alten Deutschen liebten bas Leben in ber freien Natur' über alles;
deshalb wohnten sie nicht in Stabten uub Dörfern. Diese erschienen thuen
wie Gefängnisse; sie bauten barmn ihre Wohnungen abgefoubert uub ent-
zeln an. Wo sie eine Quelle, ein frciüegenbeS Felb ober ei,?°stiller Waltzes-
aruiib lockte, da errichteten sie ihre Hütte, meist aus Holz und Lehrn mit
Stroh gebeckt. Sie lag gewöhnlich mitten in ihrem.Besitztum, Las Hecken
und Erbwall begrenzten. Anßerbem gruben sie sich kellerartige Höhlungen
und bebeckteit biefelben mit Stroh ober Bauinzweigeu. In biefen Höhlen
bewahrten sie ihre Vorräte cm Lebensrnittel!) gegen ;bie Strenge i>es Win¬
ters. Ein in dieser Weise abgegrenztes uiib bewohnbar gemachtes Gruub-
. stück nannte man.Hof ober Gehöfte. , * * •
Als Kleibnutz trugen sie Felle wilder Dtere,* bereu Gehörne ihnen
oft als Kopfschmuck'- diente, -obcr-ciiieu, kurzen, weiten Rock, der mit eurer
Gurt zusammengehalten nnirfrc./’ Doch waren sie von früher Jttgcud an
gewöhnt, selbst im Winter wenige Kleiber zu tragen.* Männer uub grauen
waren gewöyulich gleich gekleidet." , ' . ..
Die einfache Kost bestaub vorzüglich tu Fleuch- nnb Mtlchspeticn..
Wilbes- Obst, frisches Wilb • uitb gerounelte Milch ftillfeiK ohne große