Full text: Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen ([1])

— 14 — 
attischen Gemeinden gekommen. Die Stadt führte ihren Namen von der Göttin 
Pallas Athene, die man als die Geberin des wohlthätigen Oelbanms ansah. 
Anfangs wurde Attika von Königen regiert; der letzte derselben, Kodrns, starb 
den Tod fürs Vaterland. Darnach legte man die Regierung in die Hand eines 
lebenslänglichen Archouten (Vorstehers), der später durch 9 alljährlich erwählte 
ersetzt wurde. Zwischen den großen Grundbesitzern, den kleinen Landbauern und 
den Gewerbtreibeudeu brachen heftige Kämpfe aus, die der Archont Drakon 
vergeblich durch strenge Gesetze zu unterdrücken suchte. Da beauftragte das Volk 
den Archonten Solon mit einer neuen Gesetzgebung (594). 
t b. Solon War wegen seiner Weisheit*), Tugend und Tapferkeit in 
Athen hoch geehrt. Den Auftrag, eine neue Verfassung zu geben, führte er 
in folgender Weise aus: 1) Zunächst wurden die Schulden der Armen um 
27% ermäßigt, der Zinsfuß ward herabgesetzt, die Schuldhaft aufgehoben, 
das verpfändete Grundeigentum und das vielen Bürgern entzogene Bür¬ 
gerrecht zurückgegeben. — 2) Alle freien Bürger teilte er nach dem Grund¬ 
besitz in 4 Klassen: die erste hatte die Kriegsschiffe zu stellen: die zweite 
bildete die Reiterei des Heeres; die dritte lieferte die Schwerbewaffneten 
und die vierte die Leichtbewaffneten. Die gewöhnlichen Staatsausgaben 
wurden durch die Bergwerke, Zölle, Strafgelder und durch die Kopfsteuer 
der Eingewanderten gedeckt. — 3) Die Regierung legte er in die Hand der 
neun Archonten und des Rates der Vierhundert; die höchste Gewalt 
aber bekam die Volksversammlung, die aus den gesammten über 
20 Jahre alten Bürgern bestand. Sie wählte die Archonten aus der ersten, 
den Rat aus den drei ersten Klaffen; sie ernannte auch die Richter und 
alle übrigen Beamten; sie beschloß alle Gesetze und entschied über Krieg und 
Frieden. — Die Archonten, welche ihr Amt gut verwaltet hatten, bildeten 
das höchste Gericht, welches von dem Hügel des Kriegsgottes Ares, wo es 
seine Sitzungen hielt, den Namen Areopag empfing; dasselbe hatte auch die 
Erziehung der Jugend und die Sitten der Erwachsenen zu überwachen. In 
den gewöhnlichen Rechtssachen sprachen Bürger das Urteil. — 4) Jeder 
Vater war verpflichtet, seine Kinder irgend eine Kunst lernen zu lassen; 
wer es unterließ, konnte im Alter keine Unterstützung von ihnen fordern. 
Vom 7. Jahre an wurden die Knaben öffentlich erzogen und namentlich in 
Leibesübungen (Gymnastik), in der Musik, Dicht- und Redekunst unter¬ 
wiesen. — c. Durch diese Gesetze wurde die aristokratische Verfassung 
Athens in eine gemäßigt demokratische umgewandelt. Nachdem Solon 
sich hatte versprechen lassen, daß man 10 Jahre lang nichts daran ändern 
wolle, unternahm er eine Reise nach Oberägypten und Asien und kam da¬ 
bei auch zu dem reichen Könige Krösus von Lydien. Dieser zeigte ihm 
seine Schätze und fragte ihn dann, wen er für den glücklichsten Menschen 
*) Die 7 Weiseu Griechenlands und ihre Denksprüche; 1. Solon: Nimmer 
zu sehr! 2. Periander: Jegliches vorbedacht! 3. Thales: Bürgschaft bringt dir 
Leid! 4. Kleobülus: Maß zu halten ist gut! 5. Pittakus: Wohl erwäge die 
Zeit! 6. Bias: Mehrere machen es schlimm! 7. Chilon: Kenne dich selbst! — 
Pythagoras von Samos, der Erfinder des pythagoräischen Lehrsatzes, nannte 
sich einen Weisheitsfreund (Philosophen); er unterwies seine Schüler in der 
Algebra, Geometrie und Musik. — Tenophänes lehrte um 536 v. Chr. den 
Glauben an einen Gott. 
/
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.