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attischen Gemeinden gekommen. Die Stadt führte ihren Namen von der Göttin
Pallas Athene, die man als die Geberin des wohlthätigen Oelbanms ansah.
Anfangs wurde Attika von Königen regiert; der letzte derselben, Kodrns, starb
den Tod fürs Vaterland. Darnach legte man die Regierung in die Hand eines
lebenslänglichen Archouten (Vorstehers), der später durch 9 alljährlich erwählte
ersetzt wurde. Zwischen den großen Grundbesitzern, den kleinen Landbauern und
den Gewerbtreibeudeu brachen heftige Kämpfe aus, die der Archont Drakon
vergeblich durch strenge Gesetze zu unterdrücken suchte. Da beauftragte das Volk
den Archonten Solon mit einer neuen Gesetzgebung (594).
t b. Solon War wegen seiner Weisheit*), Tugend und Tapferkeit in
Athen hoch geehrt. Den Auftrag, eine neue Verfassung zu geben, führte er
in folgender Weise aus: 1) Zunächst wurden die Schulden der Armen um
27% ermäßigt, der Zinsfuß ward herabgesetzt, die Schuldhaft aufgehoben,
das verpfändete Grundeigentum und das vielen Bürgern entzogene Bür¬
gerrecht zurückgegeben. — 2) Alle freien Bürger teilte er nach dem Grund¬
besitz in 4 Klassen: die erste hatte die Kriegsschiffe zu stellen: die zweite
bildete die Reiterei des Heeres; die dritte lieferte die Schwerbewaffneten
und die vierte die Leichtbewaffneten. Die gewöhnlichen Staatsausgaben
wurden durch die Bergwerke, Zölle, Strafgelder und durch die Kopfsteuer
der Eingewanderten gedeckt. — 3) Die Regierung legte er in die Hand der
neun Archonten und des Rates der Vierhundert; die höchste Gewalt
aber bekam die Volksversammlung, die aus den gesammten über
20 Jahre alten Bürgern bestand. Sie wählte die Archonten aus der ersten,
den Rat aus den drei ersten Klaffen; sie ernannte auch die Richter und
alle übrigen Beamten; sie beschloß alle Gesetze und entschied über Krieg und
Frieden. — Die Archonten, welche ihr Amt gut verwaltet hatten, bildeten
das höchste Gericht, welches von dem Hügel des Kriegsgottes Ares, wo es
seine Sitzungen hielt, den Namen Areopag empfing; dasselbe hatte auch die
Erziehung der Jugend und die Sitten der Erwachsenen zu überwachen. In
den gewöhnlichen Rechtssachen sprachen Bürger das Urteil. — 4) Jeder
Vater war verpflichtet, seine Kinder irgend eine Kunst lernen zu lassen;
wer es unterließ, konnte im Alter keine Unterstützung von ihnen fordern.
Vom 7. Jahre an wurden die Knaben öffentlich erzogen und namentlich in
Leibesübungen (Gymnastik), in der Musik, Dicht- und Redekunst unter¬
wiesen. — c. Durch diese Gesetze wurde die aristokratische Verfassung
Athens in eine gemäßigt demokratische umgewandelt. Nachdem Solon
sich hatte versprechen lassen, daß man 10 Jahre lang nichts daran ändern
wolle, unternahm er eine Reise nach Oberägypten und Asien und kam da¬
bei auch zu dem reichen Könige Krösus von Lydien. Dieser zeigte ihm
seine Schätze und fragte ihn dann, wen er für den glücklichsten Menschen
*) Die 7 Weiseu Griechenlands und ihre Denksprüche; 1. Solon: Nimmer
zu sehr! 2. Periander: Jegliches vorbedacht! 3. Thales: Bürgschaft bringt dir
Leid! 4. Kleobülus: Maß zu halten ist gut! 5. Pittakus: Wohl erwäge die
Zeit! 6. Bias: Mehrere machen es schlimm! 7. Chilon: Kenne dich selbst! —
Pythagoras von Samos, der Erfinder des pythagoräischen Lehrsatzes, nannte
sich einen Weisheitsfreund (Philosophen); er unterwies seine Schüler in der
Algebra, Geometrie und Musik. — Tenophänes lehrte um 536 v. Chr. den
Glauben an einen Gott.
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