Full text: Neuere Geschichte (Theil 3)

XXVI. Schlacht bei Btllealliancc. 
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gen zurückließ und seinen Hut vom Kopse verlor. Im Getümmel 
und unter dem Schutze der Nacht entkam er auS dem Orte. In 
diesem Augenblicke geschah seine wahre Absetzung und die Vernich¬ 
tung seiner Herrschaft. Seine Abdankung vor einem Jahre, auf 
dem Papiere, war nur ein halbes Werk gewesen; mit dem Worte 
erhandelt und leicht durchs Schwert wieder gebrochen. Das Schwert 
wie eS ihn groß gemacht, mußte ihm auch die blutige Krone vom 
Haupte schlagen, und sein eigenes Schwert mußte auS seiner Hand 
gewunden werden. DaS war nun in dieser Nacht vollbracht, und 
die Welt war fortan von ihm erlöst. — Auch den schwarzen, 
preußischen Adlerorden, den er einst, als er in der Reihe der Für¬ 
sten Europas furchtbar dastand, getragen hatte, eroberten die tapfern 
Preußen, unter vielen andern Kostbarkeiten, in diesem Wagen, und 
schickten das mit Ehren erstrittene Unterpfand ihrem Könige zurück; 
der König aber schenkte eS seinem Generale Gneisenau, welcher eS 
gewonnen, als ein Ehrendenkmal dieser ruhmvollen Nacht. 
ES war ein Sieg, wie die Geschichte kaum einen ähnlichen 
aufzuweisen hat. Nur Trümmern des französischen Heeres waren 
entflohen, 300 Stücke Geschütz und 500 Pulverwagen waren erbeu¬ 
tet, und der Weg nach Frankreich stand den Siegern ohne Hinderniß 
offen. So große Dinge waren über aller menschlichen Erwartung 
und Berechnung; sie waren ein Geschenk höheren Beistandes, und 
dadurch erworben, daß nicht die Begierde, der Eigennutz und die 
kalte Klugheit den Streit ausgefochten hatten, sondern die Begeiste¬ 
rung des Gemüthes in Hohen wie Niederen. Darum war es auch 
kein Kampf der überfeinen Kriegskunst gewesen, welche die Einzelnen 
zu willenlosen Werkzeugen ihrer Berechnung macht; kein künstlicher 
Streit aus der Ferne, mit Listen und Umgehungen; kein freiwilliger 
Rückzug zu rechter Zeit, um am günstigeren One das Blutvergießen 
zu erneuern; sondern eine Schlacht in der Nähe, und eine ungeheure 
Anstrengung aller Kräfte, Mann gegen Mann, wie die Schlachten 
des Alterthums, wenn Völker gegen einander standen, und ein jeder 
Einzelne das KriegSfeuer in seiner Brust trug. Selbst die Feld¬ 
herrn befanden sich oft mitten im Schlachtgewühle, so daß um sie her 
die Freunde sanken, und nur eine höhere Hand sie selbst rettete. 
Und sie erkannten es, daß nicht sowohl ihr Verstand, als der trei¬ 
bende Geist in ihren Heeren den Sieg gewonnen habe. Der 
Lord Wellington schreibt in einem Briese: „Nicht ihm komme die
	        
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