Full text: Aus Deutschlands Urgeschichte

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3ngväonen, die mittleren Herminonen und die übrigen Istväonen 
geheißen haben sollen, vielleicht bezeichnen diese Hamen Stammes- 
verbände, die je ein gemeinsames Heiligtum verehrten. Wahr¬ 
scheinlich steckt nämlich in dem Worte 3ngväonen der Harne eines 
(Bottes, der bei den Angelsachsen 3ng hieß. Bei den Skandinaviern 
führte der (Bott Freyr auch den Beinamen t)ngvi. Die in den 
beiden anderen Bezeichnungen enthaltenen Gottheiten aber sind 
uns sonst völlig unbekannt. Ändere berichteten von mehr Götter - 
söhnen, und die Stämme der ÜTarfer, (Bambrivier, Soeben und Van¬ 
dalen sollten nach ihnen benannt sein. 
„Unter den Göttern ehren sie am höchsten den Hierfür, dem 
an bestimmten Tagen selbst Menschenopfer dargebracht werden 
dürfen" (Tacitus). Welcher germanische (Bott sich hinter dieser Be¬ 
zeichnung verbirgt, erhellt aus späteren Überlieferungen. 3n der 
zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts schrieb der Langobarde 
Paulus Diakonus eine Geschichte seines Volkes. 3n dieser erzählt 
er, die Langobarden glaubten, ihren Hamen von Wodan und seiner 
Gemahlin Frea (Freya) erhalten zu haben. Dann heißt es: „Wodan 
ist derselbe, welcher bei den Römern Merkur genannt wird." 3m 
siebenten Jahrhundert fand der heidenbekehrer dolumbart am 
Zürichersee das Volk versammelt, um dem (Botte Wodan ein Gpfer 
darzubringen. 3n der Lebensbeschreibung des heiligen lesen wir, 
daß Wodan sonst auch Merkur heiße. 
Wodan ist ursprünglich der Windgott. Huch bei den (Balliern 
finden wir den Windgott als höchste Gottheit. Bei Cäsar heißt es 
von den (Balliern: ,,Unter den Göttern verehren sie am höchsten den 
Merkur, von dem man überall Standbilder sieht. (Er ist nach ihrer 
Anschauung der Erfinder der Künste, der Geleitsmann auf Wegen 
und Straßen, und hat großen (Einfluß auf Gewinn und Handel." 
Dieselben Züge wiederholen sich bei Wodan, nicht, weil er von den 
Kelten entlehnt ist, sondern weil sich die Vorstellung von ihm unter 
Einwirkung der von Westen eindringenden Kultur entwickelt hat 
(Müllenhoff). Als Windgott trägt der einäugige, langbärtige Wodan 
einen dunklen Mantel und einen breitkrämpigen Hut, den er gern 
ins Gesicht zieht, und einen Stock. So erscheint er als getreuer 
Schwante?, Deutschlands Urgeschichte. 
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