Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen

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durch die frohlockende Menge der Zuschauer tummelte. Glänzende 
Feste beschlossen die Feier des TageS. Bon nun cm durfte er die 
geringste Beleidigung nicht ungerächt lasten. Selbst der Zweikampf 
galt oft als eine ehrenvolle und ritterliche Entscheidung. Warf einer 
dem anderen seinen Handschuh vor die Füße, so war das ein Zeichen 
der Herausforderung, so wie das Aufnehmen desselben ein Zeichen 
des angenommenen Zweikampfes. 
Wenn nun ein Ritter in vollem Harnische einherritt, so daß 
das vorgeschobene Bisir selbst das Gesicht verdeckte, so war es ganz 
unmöglich, ihn zu kennen. Es war deßhalb ein äußeres Abzeichen 
nöthig, um sich den Seinigen im Kampfe kennbar zu machen. Hierzu 
wählte man das Bild eines Löwen, Hirsches, Bären oder auch eilres 
Kreuzes rc. Das ist der Ursprung der Wappen (Waffen), die 
vom Vater auf den Sohn erblich übergingen. Damit man aber die 
verschiedenen Seitenlinien, die dasselbe Wappen im Schilde führtert, 
von einander unterscheiden könne, so brachte man noch wohl beson¬ 
dere Verzierungen am Helme an, die man Kleinode nannte. Jetzt 
brauchte man nur den Schild und das Helmkleinod zu sehen, und 
man kannte sogleich den Ritter. Früher nannte man jeden Ritter 
nach seinem Vornamen: Rudolf, Gottfried rc.; seitdem aber die 
kleinen Lehen erblich geworden waren, wurde gewöhnlich noch der 
Name ihrer Besitzung oder Burg beigefügt, wie Rudolf von HabS- 
bmg, Gottfried von Bouillon u. s. w. 
Die Turniere. — Unterstützt und befestigt wurde das Ritter¬ 
thum durch die Turniere*) oder Waffenspiele, die mit aller 
Pracht gefeiert wurden. Durch sie wurde der alte Heldengeist der 
Deutschen neu belebt. Sie gaben den Rittern eine erwünschte Ge¬ 
legenheit, Proben ihrer Tapferkeit und Gewandtheit abzulegen und 
so Beifall und Ruhm von einer schaulustigen Menge öffentlich ein¬ 
zuernten. Kein Ritter wurde zu diesen Waffenspielen zugelassen, der 
sich nicht durch Gottesfurcht, durch Gehorsam gegen den Kaiser und 
durch ein musterhaftes Betragen auszeichnete und nicht wenigstens 
vier Ahnen aufweisen konnte. Die damaligen Geschichtschreiber er¬ 
zählen recht ergötzlich von der großen Pracht bei diesen Aufzügen, 
*) Don dem alten Worte „Turnen*, d. i. Ringen oder Kämpfen.
	        
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