Contents: Erzählungen aus der sagenhaften Vorgeschichte der Griechen und Römer (Teil 2)

102 
Kamillus. 
war ebenso volkreich und mächtig wie Rom und lag, nicht weit 
von Rom entfernt, am rechten Ufer des Tiber an der Grenze 
Etrurieus. So oft sich nur eine Gelegenheit dazu bot, be- 
kämpften die Vejenter allein oder im Bündnisse mit anderen 
die Römer. Zuletzt vernichteten sie sogar das ganze Geschlecht 
der Fabier, 300 Männer und Jünglinge, die edelmütig den 
Kampf gegen Veji für ihre Vaterstadt unternommen hatten. 
Daher beschlossen die Römer, den gefährlichen Nachbar für 
immer unschädlich zu machen. Als sür kurze Zeit ihre bürger- 
lichen Streitigkeiten ruhten, zogen sie mit einem mächtigen Heere 
gegen die Stadt. Allein die Erstürmung derselben war uu- 
möglich) denn sie lag aus einem steilen Berge und war gut 
befestigt. Die Römer mußten dieselbe daher belagern. Die 
Belagerung zog sich bis in das zehnte Jahr hin, und noch 
immer leisteten die Vejenter tapsern Widerstand. 
Da wurde Fürius Camillus, welcher sich schon in 
anderen Kriegen ausgezeichnet hatte, zum Anführer ernannt. 
Derselbe bemächtigte sich der Stadt durch eine List. Er ließ 
nämlich durch seine Soldaten heimlich vom Lager ans einen 
unterirdischen Gang bis unter die Burg der Stadt graben. Als 
derselbe bis aus eine dünne Scheidewand fertig war, ließ er 
einen Teil der Soldaten gegen die Stadt anstürmen. Nun 
eilten die Feinde aus die Mauern, um den Sturm abzuwehren. 
Aber unterdessen drang Camillus mit zuverlässigen Männern 
durch die Mine in die Stadt ein und öffnete die Thore. Die 
Sieger machten eine unermeßliche Beute in der reichen Stadt 
und nahmen das ganze Gebiet derselben in Besitz. Camillus 
feierte einen glänzenden Triumph. 
2. Camillus wird verbannt. Aber in der Freude über 
den Sieg wußte sich Camillus nicht zu mäßigen. Er fuhr mit 
vier weißen Rossen zum Capitöl, was allgemein für eine 
Verletzung der den Göttern schuldigeu^Ehrfurcht galt. Auch 
beschuldigten ihn seine Feinde, daß er einen Teil der Beute 
unterschlagen habe, und er wurde vor das Gericht gefordert. 
Da wollte er nicht länger inZder Stadt verweilen und ging 
freiwillig in die Verbannung. Aber die Römer mußten ihn bald 
nachher zurückrufen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.