I. Erfurts Entstehung
und keine Geschichte bis zum 3ahre 1000.
Erfurts Entstehung: Erfurt, die Stadl „einst heidnischer
Bauern", wie Bouifacius sie nannte, war bereits im 6. Jahr¬
hundert bewohnt?) Aber schon lange vorher war die Gegend be¬
siedelt. 4000 Jahre vor der heutigen Zeit erkannten Hirten, deren
Rassezugehörigkeit uns unbekannt ist, die Vorzüge der Landschaft:
einen trockenen Berg zu guter Wohnslatt, ein klares Gebirgswasser
zu frischem Trunk, einen dichten Wald mit schmackhaften Früchten
und einen zu Viehzucht und Ackerbau geeigneten Boden. Sie bauten
sich deshalb hier an und zwar südwestlich vom Petersberge, in der
Gegend der heutigen Rudolf- und Heinrichstratze und am Nord¬
fuße des Steigers bei Villa Stürcke (f. Erfurt in der Steinzeit,
Nr. 1).
Aus unbekannten Gründen verließen die ersten Bewohner aber
die Gegend. Doch zur Bronzezeit (nach 1500 v. Chr.) wurde sie
von neuem durch Kelten besiedelt (s. In der Bronzezeit, Nr. 2).
Sie errichteten ihre Wohnstätten wohl an den alten Dorfftätten.
Ein Jahrtaufend später traten an ihre Stelle Germanen, die da¬
mals von Thüringen Besitz nähmen. Auch sie hatten ihre Herd-
stätten zunächst an der Stelle der alten Siedlungen, doch ließen
sie sich später mehr nordwärts vom Petersberge und in der Gegend
des neuen städtischen Krankenhauses nieder. Letztere heißt heute
noch im Flurbuche die „hohe Stadt". Die neuen Ansiedler hatten
ihre Wallburgen, die Zufluchtsstätten in Zeilen der Not und Ge¬
fahr, auf dem Petersberge und im Steiger oberhalb des Bach¬
stelzenweges, nahe dem Jdablick. Letztere ist heute noch vorhan¬
den. Den germanischen Thüringern war das Eisen bekannt, auch
benutzten sie die Töpferscheibe.
Die Erfurter Gegend blieb von da für immer bewohnt. Um
den Anfang der christlichen Zeitrechnung wurden die hiesigen An¬
siedler mit den Römern bekannt und befreundet und standen mit
ihnen in regem Handelsverkehr. Bald kam auch von außen Zu¬
wachs. Neue germanische Stämme siedelten sich an, und slawische
Familien ließen sich nieder (s. Was die Geschichte von den alten
Thüringern weiß, Nr. 5). Die Siedlung griff allmählich auf die
!) Bewiesen durch Gräberfunde aus der Merowingerzeit, z. B- auf dem
Anger (nahe Nr. 64).