Full text: Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte

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nach dem Aufrufe „An mein Volk" gebot der König über ein 
wohlgeübtes, kampffreudiges Heer von mehr als 250000 Mann. 
3. Tie große Völkerschlacht. 
Das ganze preußische Volk war im Jahre 1813 von einer 
Begeisterung und einer Opferwilligkeit erfüllt, wie sie noch nie 
dagewesen war. Aber auch in anderen Teilen Deutschlands 
regte sich der vaterländische Sinn. Die volkstümlichen Schriften 
des wackern Vaterlandsfreundes Ernst Moritz Arndt, die begeisterten 
Dichtungen des jugendlichen Helden Theodor Körner, die täg¬ 
lichen Nachrichten aus Preußen taten ihre Wirkung auch in den 
Ländern des Rheinbundes und bereiteten dort die Rückkehr zur 
Pflicht gegen das Vaterland vor. 
Der Gang des Krieges entsprach aber nicht sofort der 
Begeisterung. Ende April des Jahres 1813 stand der Kaiser 
Napoleon schon wieder mit einem Heere von 130000 Mann in 
der Gegend an der Saale. Die preußischen Heere waren noch 
nicht gesammelt, und die Russen zogen nur langsam und zögernd 
herbei. Ju der Schlacht bei Lützen (2. Mai) kämpften 40000 
Preußen und 50000 Russen gegen die französische Übermacht; 
durch die Schuld des russischen Generals Wittgenstein, der den 
Oberbefehl führte, entging den Verbündeten der Sieg. Sie 
traten den Rückzug auf das rechte Ufer der Elbe an. Drei 
Wochen nachher wurde bei Bautzen eine Schlacht geschlagen, in 
welcher abermals durch die Schuld der Russen der Sieg deu 
Franzosen blieb. Allein Napoleon bemerkte doch, daß ihm nicht 
mehr die Preußen von 1806 gegenüberstanden. Ein durch die 
Vaterlandsliebe und den Haß gegen den Unterdrücker entflammtes 
Volksheer, geführt von Männern wie Blücher, Aork, Scharnhorst, 
Gneisenau, schlug sich ganz anders als die Paradefoldaten unter 
ihren im Gamaschendienste verstockten Generalen. Wollte Napoleon 
den endgiltigen Sieg erringen, so mußte er den Feind durch 
noch größere Übermacht erdrücken. Er bot daher einen Waffen¬ 
stillstand bis zum 17. August an, um Zeit zur Heranziehung 
einer größeren Truppenmasse zu gewinnen. Die Monarchen 
von Preußen und Rußland nahmen den Waffenstillstand gerne 
an; denn auch sie mußten ihre Heeresmacht sammeln und ins¬ 
besondere den Beitritt des Kaisers Franz von Österreich zu 
ihrem Bündnisse noch lebhafter betreiben als bisher. Der Waffen¬ 
stillstand wurde zu Friedensunterhandlungen benützt. Abgesandte 
der kriegführenden Mächte kamen in Prag zusammen; der Kaiser 
von Österreich erbot sich zur Vermittelung. Aber zum Glück 
für Deutschland weigerte sich Napoleon, das Geringste von feinen 
Eroberungen aufzugeben, und so wurden nach Ablauf des Waffen¬ 
stillstandes die Feindseligkeiten wieder eröffnet. Österreich trat
	        
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