Full text: Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte

288 — 
3. Schon winkt ihm drüben das blühende Land, 
Er schürzet rascher das Bußgewaud^; 
Aus der schwellenden Goldorange toast 
Langt er sich gierig belebende Krast. 
4. So wankt er sürder zum Tiberstrom, 
Vor den Blicken liegt ihm das heilige Rom; 
Doch will er nicht gönnen den Gliedern Rast, 
Bis er losgewälzt des Frevels Last. 
5. Er wirft sich flehend vor Leos Thron: 
„Gib Gnade! Gnade dem sündigsten Sohn! 
Verkünd' ihm, ob der Kirche Huld 
Kann tilgen des Kindermordes Schuld! 
6. Graf Hugo bin ich, an Gütern reich, 
An Jammer, ach, keinem Sünder gleich! 
O Bruno! Bruno! mein Knabe süß, 
Ten ich um Gold ermorden ließ! 
7. In wilder, finst rer Sturinesnacht 
Hat der Mordgesell sein Herz mir gebracht. 
Des Knaben rotes Herz zum Psand, 
Taß sein Haupt er zerschellt an der Felsenwand!" 
8. Laut jammernd verhüllt er sein Angesicht, 
Und Leo hält sich länger nicht: 
„Gras Hugo! mein Vater! — an Brunos Herz 
Soll brechen dein letzter Erdenschmerz! 
9. Der Knappe, dem du bezahlt mein Blut, 
Er ließ mich wandern in Gottes Hut; 
Ein Hirschlein hat er statt meiner erlegt, 
Sein Herz dir gebracht, das meine schlägt! 
10. Das meine schlägt, o Vater, so hell, 
Laut ruft es nnd fleht zum Gnadenquell: 
£> Heiland der am Kreuz erblich, 
Des Vaters, des Vaters erbarme dich!" 
Aug. Stöber. 
Schwäbische Kunde. 
Nun war ein Herr aus Schwaben¬ 
land, 
Von hohem Wuchs und starker Hand; 
Des Rößleiu war so krank und 
schwach, 
Er zog es nur am Zaume nach; 
Er hätt’ es nimmer ausgegeben 
Und kostet's ihn das eigne Leben. 
So blieb er bald ein gutes Stück 
Hinter dem Heereszug zurück: 
Da sprengten plötzlich in die Quer 
Fünfzig türkische Reiter daher; 
Als Kaiser Rotbart lobesam 
Zum heU’gen Land gezogen kam, 
Da mußt' er mit dein frommen Heer 
Durch ein Gebirge wüst und leer. 
Daselbst erhub sich große Not; 
Viel Steine gab's und wenig Brot, 
Und mancher deutsche Reitersmaun 
Hat dort den Trunk sich abgetan; 
Den Pferden war's so schwach im 
Magen, 
Fast mußt' der Reiter die Mähre 
tragen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.