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3. Schon winkt ihm drüben das blühende Land,
Er schürzet rascher das Bußgewaud^;
Aus der schwellenden Goldorange toast
Langt er sich gierig belebende Krast.
4. So wankt er sürder zum Tiberstrom,
Vor den Blicken liegt ihm das heilige Rom;
Doch will er nicht gönnen den Gliedern Rast,
Bis er losgewälzt des Frevels Last.
5. Er wirft sich flehend vor Leos Thron:
„Gib Gnade! Gnade dem sündigsten Sohn!
Verkünd' ihm, ob der Kirche Huld
Kann tilgen des Kindermordes Schuld!
6. Graf Hugo bin ich, an Gütern reich,
An Jammer, ach, keinem Sünder gleich!
O Bruno! Bruno! mein Knabe süß,
Ten ich um Gold ermorden ließ!
7. In wilder, finst rer Sturinesnacht
Hat der Mordgesell sein Herz mir gebracht.
Des Knaben rotes Herz zum Psand,
Taß sein Haupt er zerschellt an der Felsenwand!"
8. Laut jammernd verhüllt er sein Angesicht,
Und Leo hält sich länger nicht:
„Gras Hugo! mein Vater! — an Brunos Herz
Soll brechen dein letzter Erdenschmerz!
9. Der Knappe, dem du bezahlt mein Blut,
Er ließ mich wandern in Gottes Hut;
Ein Hirschlein hat er statt meiner erlegt,
Sein Herz dir gebracht, das meine schlägt!
10. Das meine schlägt, o Vater, so hell,
Laut ruft es nnd fleht zum Gnadenquell:
£> Heiland der am Kreuz erblich,
Des Vaters, des Vaters erbarme dich!"
Aug. Stöber.
Schwäbische Kunde.
Nun war ein Herr aus Schwaben¬
land,
Von hohem Wuchs und starker Hand;
Des Rößleiu war so krank und
schwach,
Er zog es nur am Zaume nach;
Er hätt’ es nimmer ausgegeben
Und kostet's ihn das eigne Leben.
So blieb er bald ein gutes Stück
Hinter dem Heereszug zurück:
Da sprengten plötzlich in die Quer
Fünfzig türkische Reiter daher;
Als Kaiser Rotbart lobesam
Zum heU’gen Land gezogen kam,
Da mußt' er mit dein frommen Heer
Durch ein Gebirge wüst und leer.
Daselbst erhub sich große Not;
Viel Steine gab's und wenig Brot,
Und mancher deutsche Reitersmaun
Hat dort den Trunk sich abgetan;
Den Pferden war's so schwach im
Magen,
Fast mußt' der Reiter die Mähre
tragen.